Die klassische Rollentheorie nach Ralf Dahrendorf: Grundlagen und Konzepte
Die Rollentheorie nach Dahrendorf bildet einen zentralen Ansatz in der Soziologie und Pädagogik, um die Komplexität menschlicher Interaktionen in der Gesellschaft zu verstehen. Sie befasst sich mit der Frage, wie Individuen verschiedene Rollen in ihrem Leben einnehmen und wie diese Rollen ihr Verhalten beeinflussen.
Highlight: Die Rollentheorie untersucht, wie Menschen in der Gesellschaft agieren und welche Erwartungen an sie gestellt werden.
Der Kern der Theorie besteht in der Unterscheidung zwischen sozialer Position und sozialer Rolle.
Definition: Eine soziale Position wird von Dahrendorf als "jeder Ort in einem Feld sozialer Beziehungen" definiert.
Menschen nehmen in der Regel mehrere soziale Positionen gleichzeitig ein, wie zum Beispiel Mutter, Ehefrau und Lehrerin. Jede dieser Positionen bringt sie in Beziehung zu verschiedenen Personengruppen, den sogenannten Bezugsgruppen.
Example: Eine Person kann gleichzeitig die Positionen einer Schülerin, Tochter, Freundin und Trainerin innehaben.
Mit jeder sozialen Position ist eine soziale Rolle verbunden. Diese besteht aus den gesellschaftlich erwarteten Verhaltensweisen, die an den Inhaber der Position gestellt werden. Dahrendorf bezeichnet diese als Rollenerwartungen.
Vocabulary: Rollenattribute beziehen sich auf das erwartete Aussehen und den Charakter des Rollenträgers, während das Rollenverhalten die erwarteten Handlungen umfasst.
Ein zentrales Konzept in Dahrendorfs Theorie sind die verschiedenen Arten von Erwartungen, die an Rollenträger gestellt werden:
- Muss-Erwartungen: Dies sind rechtlich verbindliche Pflichten, deren Nichterfüllung gesetzliche Strafen nach sich zieht.
- Soll-Erwartungen: Diese sind nicht unbedingt rechtlich festgelegt, werden aber als fast ebenso verbindlich empfunden. Bei Nichterfüllung drohen negative soziale Sanktionen.
- Kann-Erwartungen: Diese stellen die schwächste Form der Rollenerwartungen dar. Sie gehen über das Notwendige hinaus, können aber für das "Fortkommen" in bestimmten gesellschaftlichen Bereichen wichtig sein.
Example: Eine Muss-Erwartung für einen Richter wäre, seine Pflichten unparteiisch zu erfüllen. Eine Soll-Erwartung könnte sein, dass ein Vater auf sein Kind aufpasst. Eine Kann-Erwartung wäre, länger als gefordert zu arbeiten, um befördert zu werden.