Identitätsfördernde Fähigkeiten nach Krappmann
In diesem Abschnitt werden die vier identitätsfördernden Fähigkeiten, die Krappmann in seiner interaktionistischen Theorie definiert hat, detailliert erläutert.
- Rollendistanz:
Definition: Rollendistanz ist die Fähigkeit, Normen oder Rollenerwartungen wahrzunehmen, zu interpretieren und reflektierend damit umzugehen, sodass eigene Bedürfnisse in das Geschehen eingebracht werden können.
Diese Fähigkeit ermöglicht es dem Individuum, in einem kritischen Verhältnis zu seiner eigenen Rolle zu stehen. Für die Entwicklung der Rollendistanz sind folgende Bedingungen wichtig:
- Übernahme und Identifikation mit der gleichgeschlechtlichen Elternrolle, um Reflexion und Distanzierung zu ermöglichen
- Erklärung von Normenvorstellungen durch die Eltern an das Kind
- Ambiguitätstoleranz:
Definition: Ambiguitätstoleranz Krappmann beschreibt die Fähigkeit, Widersprüchlichkeiten, kulturell bedingte Unterschiede oder mehrdeutige Informationen wahrzunehmen und weder negativ noch vorbehaltlos positiv zu bewerten.
Für die Entwicklung der Ambiguitätstoleranz sind folgende Bedingungen förderlich:
- Vermeidung stereotypischer Geschlechterrollen
- Nicht vollkommen übereinstimmende Erwartungen der Eltern
- Abweichungen im Verhalten der Eltern, die dem Kind zeigen, dass es widersprüchliche Rollen gibt
- Roletaking / Empathie:
Definition: Roletaking oder Empathie ist die Fähigkeit, die Gedanken, Emotionen, Absichten und Persönlichkeitsmerkmale eines anderen Menschen zu erkennen und zu verstehen.
Bedingungen für die Entwicklung dieser Fähigkeit sind:
- Sprach- und Autonomieförderung
- Emotionale Stabilität
- Elterliche Hinweise, die das Kind auf die Folgen seiner Handlungen aufmerksam machen
- Kognitive Differenzierungsleistung
- Identitätsdarstellung:
Definition: Die Identitätsdarstellung ist die Fähigkeit, anderen seine Persönlichkeit offen darzulegen und zu präsentieren.
Für die Entwicklung der Identitätsdarstellung sind folgende Bedingungen wichtig:
- Anerkennung von Problemlösungen des Kindes
- Zulassung der Äußerung von Schwierigkeiten
- Akzeptanz von abweichendem Verhalten
- Förderung der sprachlichen Fähigkeiten
Highlight: Die Krappmann Theorie einfach erklärt zeigt, dass die Entwicklung einer balancierten Identität ein komplexer Prozess ist, der sowohl kognitive als auch soziale Fähigkeiten erfordert und stark von der Interaktion mit anderen, insbesondere den Eltern, beeinflusst wird.
Diese vier Fähigkeiten bilden das Fundament für die Entwicklung einer stabilen und flexiblen Identität im Sinne der interaktionistischen Rollentheorie. Sie ermöglichen es dem Individuum, sich in verschiedenen sozialen Kontexten zurechtzufinden und dabei sowohl die eigenen Bedürfnisse als auch die Erwartungen anderer zu berücksichtigen.