Sozialisation und Identitätsentwicklung nach Mead
In der Mead Theorie erfolgt die Sozialisation durch Interaktion und kann in zwei Phasen aufgeteilt werden. Dabei erfährt das Individuum soziale Kontrolle und kann gleichzeitig Selbstbewusstsein erlangen.
Die erste Phase wird als "Play" bezeichnet:
Definition: "Play" ist die Phase, in der das Kind die Rollen von signifikanten Anderen (z.B. Eltern) übernimmt.
In dieser Phase wechselt das Kind abwechselnd zwischen der eigenen Rolle und der Rolle des signifikanten Anderen. Dabei tut es nicht nur so, als wäre es der Andere, sondern es ist in diesem Moment tatsächlich der Andere. Durch diesen Prozess erlangt das Kind ein Gefühl für sich selbst und andere, was zur Identitätsfindung beiträgt.
Die zweite Phase wird als "Game" bezeichnet:
Definition: "Game" ist die Phase des geregelten Gruppenspiels, in der viele Rollen gleichzeitig beachtet werden müssen.
In dieser Phase sind die Rollen vorgegeben, und die Herausforderung besteht darin, das Verhalten aller zu antizipieren und daraus das eigene Handeln zu planen. Das Kind lernt, dass sein eigenes Handeln das Handeln der Anderen beeinflusst. Ziel ist die Identifikation mit dem "generalisierten Anderen", also dem Bild, welches die Gesellschaft von bestimmten Rollen hat, sowie den damit verbundenen Wert- und Normvorstellungen.
Highlight: Die Identität (self) entsteht durch Interaktion und setzt innere Kommunikation voraus.
Das Individuum macht sich selbst zum Objekt seiner Wahrnehmung, wodurch es sich selbst bewusst wird. Wichtig ist, dass das Erlangen von Selbstbewusstsein nur durch den Bezug auf andere möglich ist.
Example: Ein Kind, das im Rollenspiel abwechselnd "Mutter" und "Kind" spielt, entwickelt ein Verständnis für verschiedene Perspektiven und beginnt, seine eigene Identität zu formen.
Die Identität nach Mead besteht aus zwei Komponenten:
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Das "I" (impulsives Ich): Es ist unbewusst, nicht sozialisierbar und bringt spontane Bedürfnisse zum Ausdruck. Es wird als konstruktiv und schöpferisch angesehen und gilt als "Motor der Gesellschaft".
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Das "Me" (reflektiertes Ich): Es repräsentiert die gesellschaftliche Dimension der Identität und internalisierte Haltungen anderer dem Individuum gegenüber (Fremdbilder). Es ist ständig in Bewegung und wird durch den generalisierten Anderen kontrolliert.
Vocabulary: Die gelungene Synthetisierung von "I" und "Me" führt zu einem einheitlichen Selbstbild und einem reflexiven Bewusstsein.
Diese Konzepte bilden die Grundlage für das Verständnis der Identitätsentwicklung im symbolischen Interaktionismus nach Mead.