Die Bindungstheorie nach Bowlby und Ainsworth beschreibt die fundamentale Bedeutung früher Beziehungserfahrungen für die psychische Entwicklung von Menschen.
Die verschiedenen Bindungsmuster - sichere Bindung, unsicher-vermeidende Bindung, unsicher-ambivalente Bindung und unsicher-desorganisierte Bindung - entwickeln sich in den ersten Lebensjahren durch die Interaktion zwischen Kind und Bezugsperson. Bei einer sicheren Bindung erfährt das Kind verlässliche Zuwendung und emotionale Verfügbarkeit. Die Bezugsperson reagiert feinfühlig auf die Bedürfnisse des Kindes. Unsicher gebundene Kinder hingegen machen die Erfahrung von unberechenbarem, zurückweisendem oder ängstigendem Verhalten ihrer Bezugspersonen. Die Merkmale unsicherer Bindung zeigen sich beispielsweise in vermeidendem Verhalten, übermäßiger Anhänglichkeit oder widersprüchlichen Verhaltensweisen gegenüber der Bezugsperson.
Die Folgen unsicherer Bindung im Erwachsenenalter können weitreichend sein und sich auf verschiedene Lebensbereiche auswirken. Menschen mit unsicherer Bindung als Erwachsene haben häufig Schwierigkeiten in Beziehungen, ein geringes Selbstwertgefühl und Probleme mit Nähe und Distanz. Besonders bei einer desorganisierten Bindung in der Kindheit können sich später psychische Probleme entwickeln. Die gute Nachricht ist: Durch therapeutische Unterstützung und korrigierende Beziehungserfahrungen ist es möglich, eine unsichere Bindung zu heilen. Die Bindungstheorie in der Pädagogik betont daher die Wichtigkeit feinfühliger und verlässlicher Beziehungsangebote in Bildungseinrichtungen. Fachkräfte können durch ihr Verständnis der Bindungsmuster gezielt auf die Bedürfnisse von Kindern mit unterschiedlichen Bindungserfahrungen eingehen.