Lothar Krappmann und seine Theorie der Identitätsbildung
Lothar Krappmann, geboren 1936, ist ein bedeutender deutscher Soziologe, der sich intensiv mit der Identitätsbildung beschäftigt hat. Er studierte Philosophie, katholische Theorie, Neuere Geschichte und Soziologie. Ab 1969 arbeitete Krappmann am Max-Planck-Institut in Berlin, wo er sich mit dem Soziologischen Interaktionismus auseinandersetzte.
Die vier identitätsfördernden Fähigkeiten nach Krappmann
Krappmann identifiziert in seiner Theorie vier zentrale Fähigkeiten, die für die Entwicklung der Identität entscheidend sind:
-
Empathie: Dies ist die Fähigkeit, die Erwartungen und Perspektiven der Interaktionspartner zu erkennen und zu übernehmen.
Definition: Empathie bedeutet, sich in andere hineinzuversetzen und ihre Gefühle und Gedanken nachzuvollziehen.
-
Rollendistanz: Hierbei geht es darum, die eigene Rolle und die damit verbundenen Erwartungen aus einer Außenperspektive betrachten zu können.
Example: Ein Lehrer, der über seine Rolle als Autoritätsperson reflektieren und diese kritisch hinterfragen kann.
-
Ambiguitätstoleranz: Diese Fähigkeit ermöglicht es, konkurrierende Erwartungen auszuhalten und in die eigenen Handlungsstrategien einzubeziehen.
Vocabulary: Ambiguität bedeutet Mehrdeutigkeit oder Ungewissheit.
-
Identitätsdarstellung: Dies beschreibt die Fähigkeit, die eigene Identität zu zeigen und zu behaupten.
Quote: "Ich bin, der ich bin und ich will (und kann) das auch zeigen."
Krappmanns Erweiterung der Mead Theorie
Krappmann baut auf der Theorie von George Herbert Mead auf und erweitert sie. Er betont die Bedeutung von Kommunikation und Rollennormen als Voraussetzungen für die Identitätsbildung.
Das Persönlichkeitsmodell nach Krappmann
Krappmann unterscheidet zwischen persönlicher und sozialer Identität:
- Persönliche Identität: Das Einzigartige, das einen von anderen unterscheidet.
- Soziale Identität: Die Anpassung an gesellschaftliche Normen und Werte.
Highlight: Laut Krappmann ist ein Gleichgewicht zwischen persönlicher und sozialer Identität entscheidend für die Bildung einer stabilen Ich-Identität.
Wege zur Identität: Role-taking und Role-making
Krappmann beschreibt zwei wichtige Prozesse in der Identitätsbildung:
- Role-taking: Das Individuum übernimmt die Erwartungen anderer.
- Role-making: Das Individuum gestaltet seine Rolle aktiv aus und kann dabei auch Erwartungen anderer ablehnen.
Diese Krappmann Rollentheorie zeigt, wie Individuen in der Interaktion mit anderen ihre Identität aushandeln und entwickeln.