Eriksons psychosoziales Entwicklungsmodell
Erik Eriksons Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung ist ein umfassendes Konzept, das die menschliche Entwicklung vom Säuglingsalter bis ins hohe Alter beschreibt. Es basiert auf dem epigenetischen Prinzip, welches besagt, dass die Entwicklung einem Grundplan folgt, bei dem jeder Teil seine spezielle Bedeutung zu einem bestimmten Zeitpunkt hat.
Definition: Das epigenetische Prinzip besagt, dass alles, was wächst, einen Grundplan hat, aus dem die Teile in einer bestimmten Reihenfolge und zu bestimmten Zeiten erwachsen, bis ein funktionierendes Ganzes entsteht.
Das Modell umfasst acht Stufen, die jeweils eine spezifische Krise oder Entwicklungsaufgabe beinhalten:
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Urvertrauen vs. Urmisstrauen (Säuglingsalter):
In dieser Phase ist die Entwicklung des Urvertrauens entscheidend. Die äußeren Einflüsse, insbesondere die Kultur, spielen eine wichtige Rolle.
Highlight: Die erste Krise legt den Grundstein für spätere Gefühle wie Hoffnung und bildet die Basis für religiöse Entwicklung.
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Autonomie vs. Scham und Zweifel (Kleinkindalter):
Im zweiten Lebensjahr entwickelt das Kind seinen eigenen Willen und Selbstbewusstsein. Die Sauberkeitserziehung spielt hier eine zentrale Rolle.
Beispiel: Die Kontrolle über Darm und Blase wird zur "erogenen Zone" dieser Phase.
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Initiative vs. Schuldgefühl (Spielalter):
Das Kind beginnt, selbstständig zu handeln und erweitert seine soziale Wahrnehmung.
Vocabulary: Identitätsdiffusion bezeichnet in diesem Kontext die Unfähigkeit, eine stabile Identität zu entwickeln.
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Werksinn vs. Minderwertigkeitsgefühl (Schulalter):
Die Energie wird auf sachliche Ziele wie Lernen und Arbeiten gerichtet. Der Kontakt zu Gleichaltrigen nimmt zu.
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Identität vs. Identitätsdiffusion (Jugendalter):
In der Pubertät geht es um die Integration aller erworbenen sozialen Kompetenzen und die Anpassung an neue Anforderungen.
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Intimität vs. Isolierung (frühes Erwachsenenalter):
Der Fokus liegt auf der Entwicklung der Fähigkeit zur Intimität und dem Einlassen auf verschiedene Beziehungsformen.
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Generativität vs. Stagnation (mittleres Erwachsenenalter):
Diese Phase beinhaltet die Weiterentwicklung der eigenen sozialen Gemeinschaft, oft durch das Bekommen von Kindern.
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Integrität vs. Verzweiflung (spätes Erwachsenenalter):
Ältere Menschen stehen vor der Aufgabe, ihr Leben als Ganzes zu akzeptieren und sich mit dem Tod auseinanderzusetzen.
Quote: "Alles was wächst, hat einen Grundplan. Die Teile erwachsen aus diesem Grundplan heraus, wobei jeder Teil seinen Zeitpunkt der speziellen Assendenz (Höhepunkt, Bedeutung) hat, bis alle Teile entstanden sind, um ein funktionierendes Ganzes zu bilden."
Dieses Zitat verdeutlicht das epigenetische Prinzip, das Eriksons Modell zugrunde liegt und erklärt, wie sich die verschiedenen Aspekte der Persönlichkeit im Laufe des Lebens entwickeln.
Das Erikson Stufenmodell betont die Wichtigkeit der Bewältigung jeder Krise für eine gesunde Entwicklung. Es zeigt auch, wie innere Entwicklungsgesetze mit äußeren Einflüssen interagieren, um die Persönlichkeit zu formen. Dieses Verständnis ist besonders wertvoll in der Pädagogik und für alle, die sich mit menschlicher Entwicklung beschäftigen.