Grundlagen der Entwicklungspsychologie
Die Entwicklungspsychologie beschäftigt sich mit den Veränderungen des Erlebens und Verhaltens im Laufe der Zeit sowie deren Ursachen. Sie untersucht die Aufgaben, die ein Individuum abhängig von seiner Entwicklung bewältigen muss. Dabei erstreckt sich ihr Forschungsgebiet über das gesamte Leben, was zu einer Differenzierung in Jugend-, Erwachsenen- und Alterspsychologie führt.
Definition: Entwicklung wird als eine gerichtete Reihe von miteinander zusammenhängenden Veränderungen des Erlebens und Verhaltens im Laufe des Lebens verstanden, die in einer bestimmten Reihenfolge ablaufen.
Die Ziele der Entwicklungspsychologie umfassen:
- Die Beschreibung des Entwicklungsverlaufs
- Die Erklärung von Ursachen und Bedingungen der Entwicklung
- Das Verstehen von Veränderungen
- Die Anwendung entwicklungspsychologischer Kenntnisse zur Vorhersage späterer Entwicklung
Ein zentrales Modell in der Entwicklungspsychologie ist Piagets Theorie der kognitiven Entwicklung. Piaget unterscheidet vier Hauptperioden:
- Periode der sensumotorischen Intelligenz (ca. 0-2 Jahre)
- Periode des präoperationalen Denkens (2-7 Jahre)
- Periode des konkret-operationalen Denkens (7-11 Jahre)
- Periode des formal-operationalen Denkens (ab 11 Jahren)
Beispiel: In der präoperationalen Phase zeigt sich der Egozentrismus des Kindes. Es denkt: "Die Welt ist so, wie ich sie sehe!" und hat Schwierigkeiten, andere Perspektiven einzunehmen.
Der Konstruktivismus ist eine wichtige Lerntheorie in der Entwicklungspsychologie. Er betrachtet das Kind als sich entwickelndes Individuum, das aktiv und selbstgesteuert die Umwelt erkundet und verarbeitet.
Highlight: Der Konstruktivismus betont die Eigenaktivität des Kindes bei der Entwicklung. Das Kind wird als neugierig und erfinderisch angesehen, das seine kognitive Struktur durch Erfahrungen aufbaut und verändert.
Zentrale Konzepte des Konstruktivismus sind:
- Organisation: Das Kind strukturiert und systematisiert seine Erfahrungen
- Adaptation: Die Anpassung an die Umwelt durch Assimilation und Akkommodation
- Äquilibration: Das Streben nach kognitivem Gleichgewicht
Vocabulary:
- Assimilation: Nutzung bestehender Schemata zur Interpretation der Umwelt
- Akkommodation: Veränderung der inneren Struktur zur Anpassung an die Umwelt
Die Entwicklungspsychologie berücksichtigt verschiedene Determinanten der Entwicklung:
- Anlage (genetische Ausstattung)
- Umwelt (alle direkten und indirekten Einflüsse von außen)
- Selbststeuerung (die Kraft, mit der ein Individuum von sich aus Entwicklungsprozesse herbeiführt)
Diese Faktoren werden in verschiedenen Theorien unterschiedlich gewichtet, wie in der Reifungstheorie, der Milieutheorie und der Interaktionstheorie.
Quote: "Das Kind ist dabei aktiv, neugierig und erfinderisch." - Diese Aussage fasst die konstruktivistische Sichtweise auf die kindliche Entwicklung prägnant zusammen.
Die Grundlagen der Entwicklungspsychologie bieten somit einen umfassenden Rahmen zum Verständnis menschlicher Entwicklung, der sowohl für die Forschung als auch für die praktische Anwendung in Pädagogik und Psychologie von großer Bedeutung ist.