Das bürgerliche Trauerspiel
Das bürgerliche Trauerspiel entstand im 18. Jahrhundert als neue dramatische Gattung. Es brach mit der traditionellen Ständeklausel, indem es erstmals bürgerliche Figuren als tragische Helden in den Mittelpunkt stellte. Die Handlung spielt nicht mehr in der Welt des Adels, sondern im bürgerlichen Milieu.
Zentrale Themen sind Konflikte innerhalb des Bürgertums sowie zwischen Bürgertum und Adel. Besonders die Liebe wird als privates Thema aufgegriffen, was das neue Selbstbewusstsein des Bürgertums widerspiegelt. Gleichzeitig entstehen dadurch Konflikte mit den hierarchischen Familien- und Gesellschaftsstrukturen.
Wichtige Vertreter wie Gotthold Ephraim Lessing nutzten das bürgerliche Trauerspiel, um gegen absolutistische Willkür zu protestieren und gesellschaftspolitische Probleme aufzugreifen. Die Auflehnung des Bürgertums gegen Übergriffe des Adels wird häufig thematisiert und verherrlicht.
Highlight: Das bürgerliche Trauerspiel etablierte erstmals bürgerliche Figuren als tragische Helden und brach so mit der traditionellen Ständeklausel.
Die Dramen orientierten sich oft an den von Aristoteles formulierten Regeln für die geschlossene Dramenform. Dazu gehören die Einhaltung der drei Einheiten (Handlung, Zeit, Ort) sowie das Ziel einer kathartischen Wirkung auf die Zuschauer.
Definition: Katharsis bezeichnet nach Aristoteles die reinigende Wirkung der Tragödie auf den Zuschauer durch das Empfinden von Mitleid und Furcht.
Lessing interpretierte die Katharsis im Sinne der Aufklärung neu: Der Zuschauer soll durch Mitleid und Furcht sittlich geläutert und zu mehr Mitgefühl befähigt werden.