Das Bürgerliche Trauerspiel ist eine bedeutende literarische Gattung des 18. Jahrhunderts, die das Leben und die moralischen Konflikte der bürgerlichen Gesellschaft in den Mittelpunkt stellt.
Die wichtigsten Merkmale des Bürgerlichen Trauerspiels umfassen den Fokus auf bürgerliche Hauptfiguren, tragische Familienkonflikte und moralische Dilemmata. Im Gegensatz zu klassischen Tragödien, die sich mit adligen Protagonisten befassen, zeigt das Bürgerliche Trauerspiel die Schicksale gewöhnlicher Menschen. Zentrale Themen sind dabei oft der Konflikt zwischen persönlichen Gefühlen und gesellschaftlichen Erwartungen, Generationskonflikte zwischen Vätern und Kindern sowie die Rolle der Tugend und Moral. Der Aufbau folgt meist einer klaren dramatischen Struktur mit steigender Handlung bis zur finalen Katastrophe.
Zu den bekanntesten Beispielen zählen Lessings "Emilia Galotti" und "Miss Sara Sampson" sowie Schillers "Kabale und Liebe". Diese Werke zeigen exemplarisch die typischen Merkmale der Gattung: tugendhafte Hauptfiguren in ausweglosen Situationen, den Konflikt zwischen Bürgertum und Adel sowie die Bedeutung familiärer Beziehungen. Auch wenn Woyzeck von Georg Büchner später entstanden ist, weist es ähnliche Charakteristika auf und wird oft im Kontext des Bürgerlichen Trauerspiels diskutiert. Die Gattung ist eng mit der Aufklärung verbunden und spiegelt deren Ideale wie Vernunft, Moral und bürgerliche Emanzipation wider. Das Personal beschränkt sich meist auf einen überschaubaren Kreis von Figuren aus dem bürgerlichen Milieu, wodurch die psychologische Tiefe der Charaktere besonders zur Geltung kommt.