Das epische Theater nach Bertolt Brecht stellt einen revolutionären Ansatz zur Theaterkunst dar, der sich grundlegend vom klassischen Drama unterscheidet.
Die wichtigsten Merkmale des epischen Theaters sind der Verfremdungseffekt, die Unterbrechung der Handlung und die bewusste Distanzierung des Publikums vom Geschehen. Anders als im klassischen Theater, wo die Zuschauer in die Illusion eintauchen sollen, will Brecht sein Publikum zum kritischen Denken anregen. Dies erreicht er durch verschiedene Techniken wie direkte Publikumsansprachen, Lieder, die die Handlung unterbrechen, und sichtbare Bühnentechnik.
Der Vergleich klassisches und episches Theater zeigt fundamentale Unterschiede: Während das klassische Theater auf Einfühlung und emotionales Miterleben setzt, zielt das epische Theater auf Verfremdung und rationale Betrachtung ab. Die Wirkung des epischen Theaters auf das Publikum ist dabei bewusst anders gestaltet - statt kathartischer Reinigung durch Mitfühlen soll das Publikum zum Nachdenken und zur gesellschaftlichen Veränderung motiviert werden. Brecht nutzt dafür eine episodische Erzählstruktur, bei der einzelne Szenen lose verbunden sind und durch Songs oder Kommentare unterbrochen werden. Die Schauspieler stellen ihre Rollen demonstrativ dar, anstatt in ihnen aufzugehen. Sie zeigen dem Publikum, dass sie eine Rolle spielen und brechen so die theatralische Illusion. Dadurch entsteht eine kritische Distanz, die es den Zuschauern ermöglicht, das Gezeigte zu hinterfragen und gesellschaftliche Zusammenhänge zu erkennen.