Die Sapir-Whorf-Hypothese Wie Sprache unser Denken formt
Die Sapir-Whorf-Hypothese, benannt nach den Linguisten Edward Sapir 1884−1939 und Benjamin Lee Whorf 1897−1941, beschäftigt sich mit dem Zusammenhang zwischen Sprache und Denken. Die Kernaussage dieser Theorie ist, dass die Sprache, die eine Person spricht, ihr Denken und ihre Wahrnehmung der Welt beeinflusst.
Benjamin Lee Whorf, ursprünglich Chemieingenieur, entwickelte in den 1950er-Jahren basierend auf den Thesen seines Lehrers Edward Sapir diese einflussreiche Hypothese. Ein anschauliches Beispiel dafür sind Farbkonzepte Menschen aus verschiedenen Kulturen verwenden unterschiedliche Wörter für Farben, und manche Kulturen haben keine spezifischen Begriffe für bestimmte Farbnuancen – was ihre Fähigkeit beeinflussen kann, diese wahrzunehmen und zu beschreiben.
Die moderne Vertreterin dieser Theorie, Lera Boroditsky, zählt zu den Neo-Whorfianern. Ihre Forschung zeigt, dass
- Die Muttersprache ein sprachliches Weltbild prägt, das von semantischer Struktur und Wortschatz bestimmt wird
- Sprache grundlegende Dimensionen der menschlichen Erfahrung formt Raum, Zeit, Kausalität und soziale Beziehungen
- Menschen mit unterschiedlichen Sprachhintergründen die Realität tatsächlich anders wahrnehmen
Boroditsky hat zahlreiche Experimente durchgeführt, die belegen, dass unterschiedliche Sprachen zu verschiedenen kognitiven Fähigkeiten und Perspektiven führen können.
💡 Für deine Sachtextanalyse Achte in Texten zum Thema Sprache auf Hinweise, ob der Autor eher einer deterministischen Sichtweise (Sprache bestimmt vollständig unser Denken) oder einer relativistischen Position (Sprache beeinflusst unser Denken teilweise) folgt. Diese Unterscheidung kann in einer Spracherwerb-Klausur wichtig sein.