Interaktionismus und alternative Theorien
Neben den direkten Kritiken und Weiterentwicklungen der Sapir-Whorf-Hypothese gibt es auch alternative Theorien, die das Verhältnis von Sprache und Denken aus anderen Perspektiven betrachten. Eine wichtige Richtung in diesem Zusammenhang ist der Interaktionismus, vertreten durch Lew S. Wygotski.
Wygotski's Theorie bietet einen entwicklungspsychologischen Ansatz zum Verständnis von Sprache und Denken:
Highlight: Wygotski argumentiert, dass sich Denken und Sprache zunächst als zwei getrennte Systeme entwickeln und erst später verschmelzen.
Nach Wygotski funktioniert die Kognition des Kindes zunächst ohne Sprache. Erst im Alter von etwa zwei Jahren beginnen Denken und Sprache zu verschmelzen.
Example: Ein Beispiel für Wygotski's Theorie ist die Beobachtung, dass Kleinkinder zunächst nonverbal kommunizieren und denken, bevor sie beginnen, Sprache als Werkzeug des Denkens zu nutzen.
Wygotski betont die Bedeutung der wechselseitigen Kommunikation zwischen Kind und Bezugsperson für den Spracherwerb. Dies steht im Kontrast zu nativistischen Theorien, die angeborene Sprachfähigkeiten in den Vordergrund stellen.
Eine historische Perspektive auf das Thema bietet John Locke, der argumentierte, dass Gott den Menschen mit Sprache ausstattete:
Quote: "Die Sprache ist ein Instrument, mit dem sich die Menschen ihre Vorstellungen mitteilen und Gedanken zum Ausdruck bringen." - John Locke
Locke sah Sprache als Werkzeug und gemeinsames Band der Gesellschaft. Er betonte, dass Wörter als Zeichen für menschliche Ideen dienen, erkannte aber auch die Grenzen der Sprache an, indem er feststellte, dass es unmöglich sei, für jedes "Einzelding" einen Namen zu haben.
Ein neuerer Ansatz ist die "gebrauchsbasierte Linguistik", vertreten durch Paul Ibbotson und Michael Tomasello. Dieser Ansatz kritisiert Chomsky's nativistische Theorie und bietet eine alternative Erklärung für den Spracherwerb und die Sprachentwicklung.
Diese verschiedenen Theorien und Ansätze zeigen die Komplexität des Themas und die Vielfalt der Perspektiven in der Sprachwissenschaft. Für Schüler, die sich auf das Deutsch Abitur vorbereiten, ist es wichtig, diese verschiedenen Ansätze zu kennen und kritisch reflektieren zu können. Sie bieten wertvolle Einblicke in den Sprachgeschichtlichen Wandel und die Entwicklung linguistischer Theorien.