Die Barocklyrik des Andreas Gryphius spiegelt die existenziellen Nöte und das Leid seiner Zeit wider.
In seinem berühmten Gedicht "Tränen in schwerer Krankheit" thematisiert Gryphius die persönliche Auseinandersetzung mit Krankheit, Vergänglichkeit und Todesangst. Das Werk ist geprägt von typischen barocken Stilmitteln wie Metaphern, Antithesen und pathetischer Sprache. Der Dichter verwendet ein strenges Metrum und eine kunstvolle Kadenz, die den schwermütigen Charakter des Gedichts unterstreichen. Die zentrale Metapher der Tränen steht dabei sowohl für körperliches als auch seelisches Leid. Durch die Verwendung von religiösen Motiven und der direkten Ansprache Gottes zeigt sich die tiefe Religiosität des Barockzeitalters.
Ein weiteres bedeutendes Werk ist "Tränen des Vaterlandes", in dem Gryphius die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges verarbeitet. Dieses Sonett ist gekennzeichnet durch drastische Bilder und eine erschütternde Darstellung der Kriegsgräuel. Die Gedichtinterpretation zeigt, wie der Autor durch sprachliche Mittel wie Hyperbeln und Klimax die Zerstörung und das Leid seiner Heimat eindringlich beschreibt. Die Einsamkeit als wiederkehrendes Motiv in Gryphius' Werk spiegelt dabei nicht nur seine persönlichen Erfahrungen wider, sondern steht symbolisch für die Isolation des Menschen in einer von Krieg und Krankheit geprägten Zeit. Die barocke Vanitas-Vorstellung, also das Bewusstsein der Vergänglichkeit allen irdischen Daseins, durchzieht beide Gedichte als grundlegendes Thema.