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vergleichende Gedichtinterpretation - Reiselyrik

5.6.2021

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Vergleichende Gedichtinterpretation - Reiselyrik
,,Man entdeckt keine neuen Erdteile, ohne den Mut zu haben, alte Küsten aus den Augen zu ve
Vergleichende Gedichtinterpretation - Reiselyrik
,,Man entdeckt keine neuen Erdteile, ohne den Mut zu haben, alte Küsten aus den Augen zu ve
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,,Man entdeckt keine neuen Erdteile, ohne den Mut zu haben, alte Küsten aus den Augen zu ve
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,,Man entdeckt keine neuen Erdteile, ohne den Mut zu haben, alte Küsten aus den Augen zu ve
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,,Man entdeckt keine neuen Erdteile, ohne den Mut zu haben, alte Küsten aus den Augen zu ve
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,,Man entdeckt keine neuen Erdteile, ohne den Mut zu haben, alte Küsten aus den Augen zu ve
Vergleichende Gedichtinterpretation - Reiselyrik
,,Man entdeckt keine neuen Erdteile, ohne den Mut zu haben, alte Küsten aus den Augen zu ve

Vergleichende Gedichtinterpretation - Reiselyrik ,,Man entdeckt keine neuen Erdteile, ohne den Mut zu haben, alte Küsten aus den Augen zu verlieren", schrieb einst Marcel Proust. Auch die zu vergleichenden Gedichte ,,Im Auto über Land" von Erich Kästner aus dem Jahre 1936 und das 1914 von Oskar Kanehl veröffentlichte Gedicht ,,Auto" handeln vom Entdecken neuer Gegenden und der Macht der Gewohnheit, sowie der Ignoranz vieler Reisender. ,,Im Auto über Land" beschreibt einen typischen Familienausflug, wie er jeden Sonntag stattfinden könnte. Das Wetter ist schön und alle sind glücklich, bis die Stimmung allmählich kippt, da Tante Paula schlecht wird, Onkel Theobald die restlichen Mitfahrenden mit unnötigen Beschreibungen nervt und der Vater nach Bier verlangt. Zudem lässt die Tante sich noch über die Gehälter aus und es wird kalt, bis die Familie sich schlussendlich wieder auf den Weg nach Hause macht. Die Natur wird zunächst von allen bewundert, bis sie eher als lästig empfunden wird. Daher kritisiert Kästner in seinem Gedicht, die Art und Weise rasch zu verreisen, ohne den wahren Wert der wechselnden Landschaft zu erkennen und sich auf Neues einzulassen. In Kanehls ,,Auto" wird das Reisen allgemein anhand einer Autofahrt dargestellt, bei welcher deutlich wird, dass die Menschen dabei die Landschaft immer weiter zerstören. Des Weiteren wird dies als immer fortschreitender Prozess beschrieben, da die...

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Menschen keinen Rast zu machen scheinen. Das Gedicht macht somit auf den menschlichen Größenwahn und die damit einhergehende Ignoranz beim Erkunden der Welt aufmerksam. Wie schon durch den Titel angedeutet, ist das Auto in beiden Gedichten ein tragendes Leitmotiv, das durch die Gedichte führt. Bei Kästner ist das Auto zuallererst ein Gefährt, das den gemeinsamen Ausflug ermöglicht. Doch es erzeugt auch Unwohlsein und der Benzingeruch mischt sich mit der frischen, ländlichen Luft. Nachdem das Auto von dem Vater mit beschleunigendem Tempo durch die Gegend gejagt wird, ruht es sich bei der Pause aus, bevor es zurück nach Hause geht, vermutlich in ebenso rasender Geschwindigkeit wie bei der Hinfahrt. Die Rolle des Autos als sorglos vom Vater zu Höchstgeschwindigkeiten getriebenen Objekt, zeigt hierbei die generelle Eigenschaft des Menschen auf, Objekte für sich zu benutzen, ohne an die Konsequenzen für andere Mitmenschen, das Objekt selbst oder die Natur zu denken. Die Natur selbst wird in dem Gedicht anfangs als weiß und zart beschrieben und weckt beim Leser Assoziationen eines schönen Frühlingtages, was durch den Vergleich des Himmels mit blauem Porzellan unterstützt wird. Doch schon bald wird die schöne Landschaft uninteressant und dann sehnt sich nach Altbekanntem: Bier und Kuchen, was die Macht der Gewohnheit zeigt und zudem die Unwilligkeit, diese abzulegen und sich auf Neues einzulassen. Im Vergleichsgedicht werden die Auswirkungen des menschlichen Verhaltens sprachlich deutlicher gemacht, da die Autofahrer als Raubtiere bezeichnet werden und das Autofahren an sich durch Verben wie ,,heult", ,,stöhnt" oder ,,zittert" als negativ konnotiertes, animalisches Handeln dargestellt wird. Wälder werden nicht durchstreift, sondern in den Nacken gebissen, was die Zerstörung der Natur durch den Menschen anschaulich illustriert. Des Weiteren werden auch Städte auf der Reise nicht erkundet, sondern wie Spielzeug hinter einen geworfen, was ein schnell eintretendes Desinteresse für die bereisten Orte symbolisiert. Am Ende des Gedichts wird das Motiv des Animalischen erneut aufgegriffen und es wird deutlich, dass das Reisen einem ,,Auffressen" der Landschaft gleichkommt, doch dies ist dem Menschen egal, da er immer weiter voranprescht, um neues Land zu verschlingen und zu zerstören die Welt und das neue Land wird hierbei als unendlich dargestellt, was die ignorante Denkweise des Menschen, dass die Ressourcen und die Natur unerschöpflich sind, aufzeigt. ,,Im Auto über Land" besteht aus sechs sechsversigen Strophen, die alle dasselbe Metrum und die gleiche Anzahl an Hebungen, sowie Art der Kadenzen aufweisen. Dies vermittelt einen harmonischen Gesamteindruck, was auch mit dem Inhalt der ersten Verse übereinstimmt. Der regelmäßige Rhythmus löst beim Leser das Gefühl nach Musikalität aus und führt zu einem größeren Einfühlen in die Situation der Familie im Auto mit regelmäßigen Motorgeräusch und Gesängen. Allerdings irritieren die männlichen Kadenzen der jeweils dritten und vierten Verse jeder Strophe, da die Betonung der letzten Silbe hierbei zu einer kurzen Pause führt, was die Aufmerksamkeit auf eben diese Verse lenkt. Bei genauerem Hinsehen lässt sich feststellen, dass genau diese Verse indirekte Kritik oder inhaltliche Wechsel zur Funktion haben und somit den anfänglichen harmonischen Eindruck Stück für Stück revidieren und der Leser feststellen muss, dass der Sonntagsausflugs durchaus mit kritischem Auge zu sehen ist. Kanehls Gedicht ist strophenlos und besteht aus 29 Versen mit unterschiedlichen Hebungsanzahl und Metren aufgebaut ist. Diese Unregelmäßigkeit unterstützt die dargestellte Rast- und Rücksichtslosigkeit der raubtierähnlichen Reisenden und durch die fehlende Gliederung in Strophen wird auch der angedeuteten Größenwahn des Menschen deutlich. In Bezug auf die beiden Gedichte fällt zudem die Beziehung zwischen lyrischem Ich und Adressaten als weiterer Vergleichsaspekt auf. In Kästners' Gedicht ist das lyrische ich Teil der Familie und vermutlich der Sohn oder die Tochter des steuerlenkenden Vaters. Es erfüllt hierbei eine narrative Funktion und grenzt durch die wiederholende Verwendung des ,,wirs" und der namentlichen Erwähnung des Onkels und der Tante zunächst die Familie zum Rezipienten ab. Doch durch das Fehlen einer konkreten Zeitangabe, die durchgängige Verwendung des Präsens und die Erwähnung der Menschheit, können die Verse auch eigene Erinnerungen an Sonntagsausflugserfahrungen beim Leser wecken und zum Hinterfragen der eigenen Gewohnheiten anregen. Bei Kanehls ,,Auto" hingegen, spricht das lyrische Ich nur von einem kollektiven Wir, womit das menschliche Kollektiv gemeint und auch angesprochen ist. Das lyrische Ich differenziert hierbei seine Kritik zwar nicht, nimmt sich aber selbst auch nicht aus. Somit ist das Gedicht als Appell an jeden einzelnen zu verstehen, die eigene Art und Weise die Welt zu erkunden und zu bereisen infrage zu stellen und kritisch zu beleuchten. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass beide Gedichte anhand des Automotivs die Art und Weise schnell und unermüdlich voranschreitend zu verreisen kritisieren und vor allem die daraus resultierende Zerstörung der Natur. Allerdings wird auch die Wirkung des menschlichen Handelns für den Menschen selbst kritisch gesehen, da in keinem der zu vergleichenden Gedichte ein positiver Einfluss des Reisens dargestellt wird, was zu einer Desillusionierung der allgemeinen transformierenden und bereichernden Vorstellung des Reisens führt und somit mit den Erwartungen des Lesers bricht. Obwohl beide Gedichte sich formal, stilistisch und durch die Art des lyrischen Ichs unterscheiden, decken sie sich in ihrer Tourismuskritik, die auf ein unreflektiertes, zielloses und rastloses Reisen abzielt. Hierbei schwingt auch die Kritik an der Macht der Gewohnheit mit, wie sie auch Proust in dem anfänglich erwähnten Zitat anspricht. Um neue Gegenden in ihrer Pracht und Fülle zu erleben, muss man sich auf gewisse Weise von seiner Heimat, dem eigenen Alltag und den täglichen Gepflogenheiten trennen. Dass dies nicht einfach ist, weiß auch Proust, denn laut ihm, braucht es dafür Mut, den viele Reisende anscheinend nicht besitzen, denn es verreisen jährlich zahlreiche Urlauber an Orte an denen sie denselben ,,Kuchen" essen und dasselbe ,,Bier" trinken wie zu Hause. Hat man sich doch eigentlich auf den Weg gemacht, etwas Neues zu entdecken, zieht es viele bald wieder zurück in das gewohnte Umfeld. Dies wäre nicht einmal etwas Verwerfliches, denn Menschen sind nun mal unterschiedlich fest an ihre Heimat und das Gewohnte gebunden, was heißt, dass nicht jeder neue Erdteile entdecken muss und das ist auch in Ordnung so. Doch auch im Alltag bewegt man sich gezwungener Weise zwischen mehreren Orten hin und her und hinterlässt mit jedem Handeln seinen Fußabdruck oder eben seine Reifenspur auf der Erde. Dabei ist es wichtig, dass wir uns Menschen als Betrachter und symbiotischen Teil der Natur betrachten und diese durch unser Handeln und Hang zu unermüdlichen Rastlosigkeit und Wunsch des Fortschritts nicht aufessen und zerstören. Denn was bringt uns ein gesättigter Magen wenn uns der Boden unter den Füßen wegbricht? Vergleichende Gedichtinterpretation - Reiselyrik ,,Drum, oh Mensch sei Weise, pack deine Koffer und verreise", schrieb schon einst Wilhelm Busch. Auch die zu vergleichenden Gedichte ,,Sehnsucht" aus dem Jahre 1834 von Joseph von Eichendorff und das 1945 von Mascha Kaléko veröffentlichte Gedicht ,,Vagabundenspruch" handeln vom Reisen und dem Wunsch das Gewohnte hinter sich zu lassen und die weite Welt in all ihrer natürlichen Mannigfaltigkeit zu entdecken. In Eichendorffs Gedicht steht das lyrische Ich einsam am Fenster und verspürt innerlich die Sehnsucht zu verreisen. Es lauscht den Gesängen zweier vorübergehender Gesellen, welche von der lebendigen und kraftvollen Natur erzählen, aber auch von schlossähnlichen Szenen. Daher geht es in ,,Sehnsucht" um die schon im Titel angedeutete ungestillte Sehnsucht des lyrischen Ichs, in die Natur zu ziehen, zu wandern und das Leben in seiner gänzlichen Pracht zu erleben. Jedoch bleiben die Gründe seines Fernwehs ungeklärt. Der ,,Vagabundenspruch" Kalékos liest sich wie ein Ratgeber, denn das lyrische Ich rät dem Adressaten ,,seinen Mantel nicht zu lange an den gleichen Nagel zu hängen" und zu wandern. Des Weiteren ist es der Meinung, dass menschengemachte Städte und Bauwerke vergänglich sind und nur die Schönheit und Einzigartigkeit der von Gott erschaffen Natur dies überdauert. Das lyrische Ich weist außerdem darauf hin, dass selbst ,,düstere" und,,enge" Gassen in die offene, unendliche Welt führen. Daher zeigt das Gedicht die eigene menschliche Vergänglichkeit auf, auf dessen Erkenntnis der Wunsch zur Erkundung der wunderreichen Welt folgt. Bei Eichendorff führen auf der einen Seite himmelsbezogene Motive wie goldene Sterne und der Mondenschein durchs Gedicht, welche auf die Sehnsucht nach Erfüllung und innere Ausgeglichenheit hindeuten. Auf der anderen Seite begegnet dem Leser gerade in der zweiten Strophe viele im Nominalstil ausgedrückte Naturbegriffe. Deren nähere Beschreibung fällt teilweise als recht widersprüchlich auf, da die Landschaft einerseits als ,,still" bezeichnet wird, jedoch ,,schwindel[t]", ,,rauscht" und sich hinein,,stürz[t]". In der dritten Strophe fallen als Kontrast zu den vorherigen Zeilen Plätze und Objekte auf, wie ,,Marmorbilder [...]" oder ,,Gärten", die nichts Anderes sind, als von der Zivilisation gezähmte Natur. Doch gar unbemerkt, im Dämmerlicht und am Schlafen, verwildern jene von Menschenhand erschaffene Objekte, was auf die Vergänglichkeit hindeutet. Die vorhandene Sehnsucht des lyrischen Ichs wird außerdem anhand des brennenden ,,Herz[ens]" ,,im Leib" zum Ausdruck gebracht. Allerdings gesteht es sich dies nur zögerlich ein, da es nur ,,heimlich" zu denken wagt. Mascha Kaléko verwendet in ihrem Gedicht ähnliche Begriffe, denn das lyrische Ich spricht zum einen von ,,Türmen", ,,Mauern", ,,Herbergsschildern", ,,Polizisten" und „Schiffen". Zum Anderen von der Gott erschaffenen, blühenden Natur. Des Weiteren wird die Erde wiederum als Stern bezeichnet, was die eigene Unwichtigkeit unterstreicht, denn der Himmel ist voller Sterne. Dies wird zudem weiter ausgeführt, da die Erde als Ort, ,, wo man so rasch vergißt" betitelt wird. Auffällig ist das Wortspiel aus ,,Wunder" und ,,voll", da somit die Welt wundervoll, also wunderbar ist, auf der anderen Seite steckt die Welt auch voller Wunder. Diese Trennung der Alliteration ,,wundervolle Welt", erzeugt zugleich eine verstärkende, als auch leicht ionisierende Wirkung, was sich als Kritik an der gesellschaftlichen Definition von Wundern verstehen lassen könnte, da diese oftmals technischen und zivilisatorischen Fortschritt als Wunder betrachtet, nicht aber die schon lange existierende Natur. ,,Sehnsucht" besteht aus drei achtversigen Strophen und dem durchgängigen Kreuzreimschema und ähnelt den Volksliedstrophen, was einen harmonischen Gesamteindruck bewirkt. Allerdings ist das Metrum recht unregelmäßig, was auf eine innere Unruhe und Umtriebigkeit schließen lässt. Das Gedicht ist durchgängig im Präteritum geschrieben, bis auf die Gesänge der Gesellen, welche im Präsens verfasst sind. Daher mutet das Gedicht einer Erinnerung an, an jenen einsamen Sommerabend am Fenster. Der ,,Vagabundenspruch" besteht wiederum aus drei Strophen, die sich aus vier, acht und sechs Versen zusammensetzen. Auch das Metrum und das Reimschema weisen keinerlei Regelmäßigkeiten auf, was eine dynamische Aufbruchsstimmung erzeugt, welche auf die Deplatzierung des Adressaten in der momentanen Lebenslage zurückzuführen ist. Es lässt sich außerdem vermuten, dass das lyrische Ich selbst durch innere Rast- und Heimatlosigkeit getrieben wird. Ein weiterer Vergleichsaspekt der zu behandelnden Gedichte ist das jeweilige wiederkehrende Leitmotiv. Bei Eichendorff ist dies die ,,prächtige Sommernacht", welche zuerst als wehmütiger Ausruf am Ende der ersten Strophe und zuletzt am Schluss des Gedichts als fazitähnliche Aussage erwähnt wird. Die zweite Strophe endet hingegen auf die ,,Waldesnacht". Der Sommer und vor allem die Sommernacht weckt zugleich Assoziationen wie die Wärme der Sonne und der Herzen, aber auch die Freiheit. Unterstrichen wird dieser Höhepunkt der Jahreszeiten, aber auch des Lebens, durch das Adjektiv ,,prächtig[en]". Dies suggeriert ein Bild einer Sommernacht mit vielen intensiven Erlebnissen und dem Genuss des Augenblicks, welchen man am liebsten für immer zelebrieren würde. Die Waldesnacht macht deutlich, dass diese sommerlichen Erfahrungen und Entdeckungen draußen in der Natur stattfinden. Die Nacht, und vor allem die Sommernacht, symbolisiert hierbei den gewünschten Zustand der Erfüllung des lyrischen Ichs, welcher durch das Entdecken des prachtvollen, vielfältigen Lebens gestillt zu sein scheint. Der ,,Vagabundenspruch" benutzt den Nagel und den darauf daran aufgehängten Mantel als wiederkehrendes Leitmotiv. Der Rat den Mantel nicht zu lange an den gleichen Nagel zu hängen, lässt sich durch die vielschichtige Bedeutung des Nagels verstehen. Zum einen erfüllt ein Nagel die Funktion Halt zu geben und für Stabilität zu sorgen. Auf der anderen Seite sorgt er für Löcher, ist spitz und kann zu Schäden führen. Dies erklärt, warum man sich zuerst auf den Nagel, das Bekannte, verlässt, denn Es gibt einem Sicherheit. Doch darüber vergisst und unterschätzt man die potenzielle Gefahr. Davor warnt das lyrische Ich, denn seine Lösung ist das Loslösen von einem festen Ort und einer festgefahrenen Lebenssituation, hinein in ein abwechslungsreiches Wanderleben, wie es die Vagabunden führen. Durch die Verwendung der rhetorischen Fragen und die direkte Ansprache an den Leser sorgt Kaléko für eine nähere Beziehung zwischen Autor und Rezipienten, damit der Rat, den Mantel zu nehmen und sich aufzumachen, eine eindringliche Wirkung hat und sich der Leser direkt mit der eigenen Vergänglichkeit konfrontiert sieht. Eichendorffs Verse repräsentieren ein typisches Reisegedicht der Romantik, da angesprochene Themen wie Sehnsucht, Naturverbundenheit und Abenteuerlust diese Literaturepoche auszeichnen. Aufgrund der sich immer rasanter entwickelnden Industrialisierung, wandten sich die Künstler von den urbanen Themen ab, zurück zum Mystischen und Göttlichen der Natur. Des Weiteren spielt der Wunsch nach Erfüllung und Flucht in imaginäre Traumwelten eine große Rolle, wie auch in ,,Sehnsucht" zu erkennen ist. Das Gedicht der jüdischen Schriftstellerin Kaléko stammt aus dem letzten Jahr des zweiten Weltkriegs und ist somit der Kriegs- und Nachkriegszeit zuzuordnen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sie von vergehenden Mauern und Türmen spricht, da sie selbst die große physische und seelische Zerstörung und die in Trümmer liegenden Städte erlebt hat. Sie weiß um die Kurzlebigkeit eines Menschenlebens und bringt dies auch in dem vorliegenden Gedicht zum Ausdruck. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Gedichte sich zwar vom Aufbau her wenig ähneln, jedoch inhaltlich viele Berührungspunkte haben. Bei beiden steht das Reisemotiv als Lebensreise im Vordergrund. Bei Eichendorff handelt es sich um die starke, ungestillte Sehnsucht nach Abenteuern und der prächtigen Natur, welche er höher wertet als vergängliche menschengemachte Plätze. Der ,,Vagabundenspruch" spricht diesen Gedanken mit klaren Worten an und führt ihn weiter, indem er regelrecht dazu ermutigte seine Sachen zu packen und zu verreisen. Genauso wie dies einst Wilhelm Busch tat. Auch er ermutigte mit seinem Spruch die Menschen zu verreisen und sich aufzumachen zu neuen Ufern. Gerade heutzutage befolgen viele diesen Rat, regelmäßiges Verreisen gehört zu den zahlreichen Ferien schon beinahe dazu. Doch verbringen wir diese kostbare Zeit nicht meistens im Flugzeug, auf Straßen, Hotels und in überfüllten Städten? Warum zieht es uns nicht mehr hinaus in die Natur, die oftmals ein paar Schritte entfernt, direkt vor unserer Haustür zu finden ist. Denn Straßen und Häuser gibt es viele, doch die Natur ist einzigartig. Gott hat uns diese Schöpfung anvertraut und in Auftrag gegeben sie zu bewahren, nicht zu zerstören. So packt eure Koffer und geht hinaus in die wundervolle Natur, bevor sie und wir Menschen gleichzeitig untergehen. Vergleichende Gedichtinterpretation - Reiselyrik ,,Nur Reisen ist Leben, wie umgekehrt Leben Reisen ist" schrieb der deutsche Dichter Jean Paul in einem seiner Werke. Auch die zu vergleichenden Gedichte ,,Die zwei Gesellen" von Joseph von Eichendorff aus dem Jahre 1818 und das 1950 von Gottfried Benn veröffentlichte Gedicht ,,Reisen", handelt von verschiedenen Lebenswegen und dem Sinn des Reisens. In Eichendorffs' Gedicht geht es um zwei Gesellen, welche voll Freude und Erwartungen in die Welt hinausziehen, jedoch erreichen beide nicht die erhoffte Erfüllung, da dies nur im Reich Gottes möglich ist. Die ersten beiden Strophen erzählen von dem hoffnungsvollen Aufbruch der beiden jungen Männer im Frühjahr. Ihre Wege trennen sich allerdings bald, da einer der beiden sich verliebt und sesshaft wird. In der vierten und fünften Strophe erfährt der Leser vom Schicksal des zweiten Gesellen, welcher den Verlockungen des Lebens (vgl. V.16-19) und der Ferne Folge leistet, doch nur erschöpft und einsam endet (vgl. V. 22). Als Abschluss des Gedichts bittet das lyrische Ich in der letzten Strophe Gott um ihre Aufnahme in sein Reich. Daher geht es bei ,,Die zwei Gesellen" um das Reisen als Lebensweg und das irdische Streben nach Erfüllung. Durch die Haltung des lyrischen Ichs kommt es jedoch zu einen Desillusionierung, welche in eine Todessehnsucht resultiert, da das Leben nach dem Tod bei Gott die ersehnte Erfüllung bringen soll. Gottfried Benn bezieht sich bei seinem ,,Reisen" wiederum auf temporäre Aufenthalte in der Ferne, bei welchen man die Welt entdecken möchte und sich nach Wunder[n]" (V.3) und göttlicher Erlösung (vgl. 7f) und somit Erfüllung sehnt. Doch laut des lyrischen Ichs fällt einen, wohin man auch geht (vgl. V. 9ff), ,,die Leere an" (V.12). Das weite,,Fahren" (V.13) ist ,,vergeblich" (V.13), denn erst spät bekommt man die Erkenntnis, dass man lieber ,,bleiben" (V.15) und das eigene innere Ich ,,bewahren" (V.15) sollte. Somit behandelt das Gedicht auf der einen Seite Themen wie Desillusionierung und Tourismuskritik, auf der anderen Seite das Sich-selbst-treu-bleiben und die dafür notwendige innere Identitätssuche mittels der Selbstreflexion. Motive wie das Wasser (V.25), Wellen (V.4 u. 26) und ein Schifflein (V.23) leiten bei Eichendorff durch das Gedicht. Dies unterstützt die Ungewissheit und Unberechenbarkeit des Lebens. Des Weiteren beginnt und endet das Gedicht im ,,Frühling[...]" (V.5 u. V.27), wodurch anfangs die positive Aufbruchsstimmung der zwei Gesellen deutlich wird. Nach der winterlichen Desillusionierung folgt erneut der Frühling und steht diesmal für den Anfang der Zeit im Reich Gottes, die Zeit nach dem Tod. Der immer wiederkehrende Kreislauf der Jahreszeiten symbolisiert hiern den Verlauf des Lebens. Es weckt außerdem Assoziationen wie das farbenfrohe Aufblühen und die schleichend eintretende Vergänglichkeit in den Lesern. Die unendliche Wiederholung der Jahreszeiten kann man auch als Verweis darauf sehen, dass das Leben der zwei Gesellen keine Einzelschicksale sind, sondern häufig, wenn nicht sogar jedem, passieren. In ,,Reisen" bezieht sich Benn auf Zürich (V.1) und Habana (V.5), als Beispiele für beliebte Reiseziele. Zürich zeichnet sich durch die zahlreichen dort ansässigen Großbanken aus und steht beispielhaft für die massive Urbanisierung der Nachkriegszeit. Im Kontrast dazu die kubanische Hauptstadt, deren Farbenpracht in aller Welt bekannt ist. Es werden allerdings nur die Farben ,weiß und hibiskusrot" (V.6) exemplarisch erwähnt. Weiß steht für den Frieden, die Unschuld und das Göttliche. Der Hibiskus ist die Blume der Unvergänglichkeit und die Farbe rot symbolisiert das tief menschliche Gefühl der Liebe. Die hoffnungsvollen Sehnsüchte, welche die bunte karibische Stadt weckt, können jedoch nicht gestillt werden. Genauso wenig wie in Zürich, symbolisch für den Kapitalismus und die Hoffnung auf ein besseres Leben. Unterstrichen wird dies durch die Aufzählung bekannter internationaler Orten wie ,,Ruen" (V.9), ,,Boulevards" (V.10) und ,,Avenuen" (V.11). An Plätzen, an denen sich die Menschenmassen eigentlich tummeln, bleiben wir trotzdem innerlich leer. Die ganze Mannigfaltigkeit de modernen Welt erlöst uns nicht von dem eigentlichen Konflikt, dem Konflikt mit uns selbst. Egal wohin wir gehen, auch am anderen Ende der Welt, inmitten großer Menschenmassen, grellen Lichts und faszinierenden Gebäuden, wird es uns immer wieder einholen. Des Weiteren wirkt es schon fast ironisch als Reiseziel von Bahnhofstraßen" (V.9) und Flüssen (vgl. V.10) zu sprechen, wenn diese doch selbst allegorisch eine Reise darstellen. ,,Die zwei Gesellen" besteht aus sechs fünfversigen Strophen und einem gleichbleibenden Reimschema abaab. Dies führt zu einem harmonischen Gesamtbild und unterstützt den inhaltlichen Kreislauf des Lebens. Die ersten 5 Strophen wirken wie eine reine Erzählung und sind bis auf den letzten Vers (V.25) im Präteritum geschrieben. Dann geht das lyrische ich ins Präsens über und bindet sich selbst in der letzten Strophe mit ein. Es beobachtet die zwei Gesellen und berichtet von der eigenen Sentimentalität beim Anblick ihrer gescheiterten Lebensentwürfe, wobei anzunehmen ist, dass es genauso auch auf das eigene Leben zurückblickt, da es in dem an Gott gerichteten Imperativ ,,führ uns [...] zu Dir!" sich selbst mit einschließt. Das Vergleichsgedicht weist ebenfalls einen gleichmäßigen Aufbau auf, denn es besteht aus vier vierversigen Strophen. Bis auf den ersten und dritten Vers kann man außerdem das durchgängige abab Reimschema erkennen, allerdings wirkt es manchmal gar unsauber und holprig, da die zweiten und vierten Verse jeder Strophe deutlich kürzer sind. Die bewirkt eine etwas hektische und unruhige Stimmung, passend zum äußeren Großstadtambiente und zur inneren Gefühlslage des Reisenden. Durch die direkten Ansprachen des lyrischen Ichs an den Leser entsteht eine Art Dialog, welcher in den ersten beiden Strophen aus spöttisch, ironiebehafteten rhetorischen Fragen besteht. Durch das Siezen entwickelt sich eine gewisse Distanz zwischen lyrischem Ich und Rezipient und die Kritik an der scheinbar naiven Einstellung des Gegenüber wird deutlich. Im Bezug auf die beiden Gedichte fällt ein weiterer Vergleichsaspekt auf, denn in beiden Gedichten spielt die letzte Strophe eine wichtige Schlüsselrolle. Erst durch sie wird das Gedicht verständlich. Wie schon bereits erwähnt, wechselt das lyrische Ich bei Eichdorff kurz vor Eintritt in die letzte Strophe das Tempus und bricht aus seiner reinen Erzählfunktion aus. Der Kreislauf schließt sich und ein neues Jahr kündigt sich an. Melancholische Ernüchterung gepaart mit der Gewissheit zu wissen, dass die Erfüllung bald eintreten wird. Unterschwellig ist die Todessehnsucht des lyrischen Ichs erkennbar, dessen eigenes Leben nicht den einstigen Erwartungen gerecht wurde und sich mit den zwei Gesellen identifiziert. In Benns` Gedicht erfährt man nach drei Strophen überheblicher Kritik den vermeintlichen Urgrund, weshalb die erhoffte Erfüllung nicht eintreten kann und das lyrische ich wirkt plötzlich ernst. Mit der Verwendung der Interjektion ,,Ach" (V.13) scheint es sogar fast traurig und getroffen, angesichts der Tatsache, dass das weite Reisen nichts bringt. Durch die Kombination aus ,,Fahren" (V.13) und erfahren" (V.14) wird deutlich, dass es letztendlich nicht um die physische Reise zu einem Ort geht, sondern um die Reise in sich selbst hinein, das sich Selbsterfahren. Durch das imperatorisch wirkende ,,bleiben" und ,,bewahren" deutet das lyrische Ich an, dass es wichtig ist sich selbst treu zu bleiben. Doch wie können wir etwas bewahren, dass wir gar nicht richtig kennen und erforscht haben? Daher ist das Selbsterfahren und die damit einhergehende Selbstreflexion essentiell. Durch die Erwähnung des ,,sich umgrenzende[n] Ich[s]" (V.16), wird gezeigt, dass die Auseinandersetzung mit sich selbst außerdem wichtig ist, um sich von anderen abzugrenzen und in den immer schnelllebigeren Metropolen seine Individualität nicht zu verlieren. Joseph von Eichendorffs Zeilen repräsentieren ein typisches Reisegedicht der Romantik, denn Themen wie Sehnsucht, Fernweh und Wanderungen zeichnen diese Epoche aus. Auch für Dichter wie Eichendorff spielen religiöse Aspekte wie der christliche Auferstehungsglaube eine wichtige Rolle. Dieser spiegelt sich auch in ,,Die zwei Gesellen" wider, da die erhoffte Harmonie nach dem Tod eintreten soll, was an den Auferstehungsgedanken anknüpft, indem Körper und Geist vereint werden. Auch bei Benn ist es wichtig den historischen Kontext bei der Interpretation in Betracht zu ziehen, da sein Gedicht kurz nach dem Ende des zweiten Weltkrieges entstanden ist. Nach kurzem Liebäugeln mit den Nationalsozialisten wendete er sich von dieser Ideologie ab, entschied sich jedoch gehen das Auswandern und blieb in Deutschland. Dort durchlief er den sogenannten Prozess der inneren Emigration. Gerade die letzte Strophe reflektiert diese Erfahrungen, da er beinahe auffordernd als Lösung die stille Bewahrung des inneren Ichs vorschlägt. Beide Gedichte setzen sich mit dem Streben nach Erfüllung auseinander, die sogleich eine ernüchternde Desillusionierung folgt, da das erhoffte Glück zunächst nicht einzutreten vermag. Allerdings bieten sie jeweils unterschiedliche Ausblicke, wie das Höhere erreicht werden kann. Im ersten Gedicht scheint die Erlösung erst im Reich Gottes stattzufinden und löst eine Todessehnsucht im lyrischen Ich aus. Im Kontrast dazu steht der Appell des Vergleichsgedichts ,,sich selbst treu zu bleiben", was unweigerlich zu einer Auseinandersetzung mit dem eigenen inneren Ich führt. Für Benn ist daher die wichtigste Reise, die Reise in und zu sich selbst. Ja, jedes Leben ist eine Reise. Eine Reise mit verschiedenen, ständig wechselnden Zielen, steilen Bergetappen und unsicheren Flussüberquerungen. Oftmals startet man voller Tatendrang in die Bewältigung der nächsten Meilen und merkt irgendwann, dass der Rastplatz nicht näher zu kommen scheint. Die einen wenden sich Gott zu, die anderen beschäftigen sich intensiv mit der eigenen Identität, überdenken alles und stellen den Kompass neu ein. Mit jeder Erfahrung fahren wir ein Stück weiter, unsere Lebensreise ist die Summe der Erlebnisse, die uns als Individuum einzigartig machen. Zur Frage nach dem Sinn des Reisen gibt es viele ambivalente Meinungen. Für jeden hat Reisen eine andere Bedeutung und eine allgemeingültige Antwort wird man nicht finden. Denn was ist überhaupt eine Reise? Ist es nicht das Leben an sich?