Kritische Auseinandersetzung mit Singers Thesen
Singers Thesen sind aus verschiedenen ethischen Perspektiven angreifbar. Aus Sicht der theologischen Ethik verstößt die Tötung eines behinderten Säuglings gegen das fünfte Gebot "Du sollst nicht töten". Diese Position betrachtet jedes menschliche Leben als heilig, unabhängig von seinen Fähigkeiten oder Eigenschaften.
Die deontologische Ethik (Pflichtethik) steht im direkten Gegensatz zum Utilitarismus, da sie die Handlung selbst und nicht ihre Konsequenzen bewertet. Hier stellt sich die Frage: Dürfen wir überhaupt ein Leben beenden, nur weil es nicht unseren Vorstellungen von Selbstbestimmung entspricht?
Singers Vergleich zwischen der Bevorzugung der eigenen Spezies und Rassismus erscheint problematisch. Es ist fraglich, ob man die Entscheidung über das Leben eines Säuglings, der nicht selbst entscheiden kann, mit rassistischer Diskriminierung gleichsetzen kann.
Wichtig zu bedenken: Wer entscheidet darüber, welche Eigenschaften ein Leben lebenswert machen? Viele Menschen mit Behinderungen wie Trisomie 21 führen glückliche Leben, obwohl andere sich ein solches Leben nicht vorstellen können.
Ein fundamentaler Einwand gegen Singers Position ist, dass wir nie mit Sicherheit wissen können, ob ein Leben mit Behinderung tatsächlich nicht im Interesse des betroffenen Menschen ist. Indem wir diese Entscheidung für andere treffen, nehmen wir ihnen möglicherweise die Chance, ihr eigenes Leben zu gestalten und darin Glück zu finden.