Philosophische Positionen zum freien Willen
Nach Hume können wir trotz der Unbeständigkeit menschlicher Charaktere Handlungen teilweise vorhersagen, wenn wir die inneren Prinzipien einer Person und ihre Lage gut genug kennen. Frühere Erfahrungen dienen dabei als Grundlage für Schlüsse auf zukünftiges Verhalten.
Jean-Paul Sartre vertritt hingegen den Indeterminismus. Für ihn ist Handeln grundsätzlich intentional – etwas aus Versehen zu tun, ist keine echte Handlung. Jede Handlung beginnt mit einer Absicht, einem Desiderat. Das Bewusstsein durchbricht dabei die Kausalkette, indem es sich einen Zustand vorstellt, der noch nicht existiert (eine Negativität).
Für Sartre kann ein faktischer Zustand wie die politische oder wirtschaftliche Lage nicht von sich aus eine Handlung motivieren. Vielmehr ist die Bedingung für Handlungen die Freiheit des handelnden Wesens. Der Mensch ist nichts anderes als das, wozu er sich selbst macht – deterministische Faktoren wie Institutionen, Umwelt oder Gene können die menschliche Freiheit nicht beeinflussen.
Denk darüber nach: Nach Sartre bist du deine Entscheidungen – du definierst dich durch das, was du wählst. Welche Entscheidungen hast du getroffen, die dich zu dem Menschen gemacht haben, der du heute bist?
Immanuel Kant unterscheidet zwischen zwei Arten von Kausalität: der Naturkausalität und der Kausalität der Freiheit. Die Naturkausalität beschreibt die Kausalkette nach Naturgesetzen, während die Kausalität der Freiheit das Vermögen beschreibt, einen Zustand selbst anzufangen, unabhängig von Naturgesetzen.
Kant basiert seine Idee der Freiheit auf dem Gesetz der Vernunft. Die Vernunft kann als Ursache für Verhalten betrachtet werden, unabhängig von empirischen Bedingungen. Als Vernunftwesen sind wir frei und für unsere Taten verantwortlich, da wir auch anders hätten handeln können.
Der menschliche Wille ist nach Kant zwar durch Neigungen bedingt, hat aber das Vermögen, sein Handeln unabhängig von diesen Neigungen nach den Gesetzen der Vernunft zu bestimmen. Dadurch ist er unbedingt frei – eine Position, die dem strengen Determinismus widerspricht und die moralische Verantwortung des Menschen begründet.