Die Rolle Bismarcks und die Industrialisierung im Deutschen Reich
Otto von Bismarck, 1862 zum preußischen Ministerpräsidenten ernannt, prägte die politische Entwicklung des Deutschen Reiches maßgeblich. Seine Politik basierte auf der Überzeugung, dass die Zukunft dem starken Staat gehöre. Durch die sogenannte Lückentheorie nutzte er eine Verfassungslücke, um die umstrittene Heeresreform durchzusetzen. Dies hatte weitreichende Folgen der Revolution 1848, da es die autoritären Strukturen weiter festigte.
Definition: Die Lückentheorie besagte, dass bei fehlendem Einvernehmen zwischen Krone und Parlament über den Haushalt der König das Recht habe, die Staatsgeschäfte nach eigenem Ermessen weiterzuführen.
Die Industrialisierung führte zu einem verschärften preußisch-österreichischen Dualismus. Preußens schneller wirtschaftlicher Aufstieg verstärkte den Konkurrenzkampf mit Österreich. Der Deutsche Zollverein ab den 1830er Jahren, von dem Österreich ausgeschlossen blieb, schuf einen einheitlichen Wirtschaftsraum und stärkte Preußens Position. Dies führte dazu, dass der Einfluss Österreichs in den Vorstellungen der Liberalen und Demokraten über einen deutschen Nationalstaat zunehmend schwand.
Im Zuge der Industrialisierung und Verstädterung entstand eine moderne Klassengesellschaft. Die Arbeiterschicht formierte sich als neue soziale Gruppe, was zu gesellschaftlichen Spannungen führte. Bismarcks Inklusions- und Exklusionsstrategie gegenüber den Sozialdemokraten versuchte, diese Entwicklung politisch zu kontrollieren, was die sozialen Konflikte im Kaiserreich weiter verschärfte.