Die deutsche Außenpolitik erfuhr unter Otto von Bismarck und Wilhelm II fundamentale Veränderungen, die den Weg zum Ersten Weltkrieg ebneten.
Bismarcks Außenpolitik nach 1871 war von einem komplexen Bündnissystem geprägt, das Deutschland diplomatisch absichern sollte. Der "ehrliche Makler" schuf ein ausgeklügeltes Netzwerk aus Verträgen und Allianzen, darunter der Zweibund mit Österreich-Ungarn (1879) und der Dreikaiserbund mit Österreich-Ungarn und Russland. Das Bündnissystem Bismarck zielte darauf ab, Frankreich zu isolieren und gleichzeitig einen Ausgleich zwischen den europäischen Großmächten zu schaffen. Der Rückversicherungsvertrag mit Russland (1887) war dabei ein Meisterwerk diplomatischer Absicherung.
Nach Bismarcks Entlassung 1890 änderte sich unter Wilhelm II die Außenpolitik grundlegend. Die "Neue Kurs" Politik war von einer aggressiven Weltmachtpolitik gekennzeichnet. Die Nicht-Verlängerung des Rückversicherungsvertrags führte zur französisch-russischen Annäherung. Die Bündnisse Bismarcks zerfielen sukzessive, während Wilhelm II durch seine unberechenbare Politik Deutschland zunehmend isolierte. Die Flottenrüstung und koloniale Expansion verschärften die Spannungen mit Großbritannien. Das Bündnissystem Bismarck und Wilhelm II unterschied sich fundamental: Während Bismarck auf Ausgleich und Stabilität setzte, führte Wilhelms Politik der "Weltgeltung" letztlich in die Katastrophe des Ersten Weltkriegs. Die Zentrumspartei, als wichtige innenpolitische Kraft während des Kaiserreichs und der Weimarer Republik, spielte dabei eine bedeutende Rolle in der Gestaltung der deutschen Politik. Ihre Position zwischen Konservatismus und Modernisierung, besonders während des Kulturkampfs, prägte die politische Landschaft Deutschlands nachhaltig.