Der Wiener Kongress und seine Folgen
Der Wiener Kongress, der von September 1814 bis Juni 1815 stattfand, war ein Meilenstein in der Neuordnung Europas nach Napoleon. Die Versammlung hatte zum Ziel, eine stabile europäische Friedensordnung zu etablieren und die politische Landschaft des Kontinents neu zu gestalten.
Die Erwartungen an den Kongress waren vielfältig. Die Monarchen strebten die Aufhebung der durch die napoleonischen Kriege verursachten Grenzveränderungen an und hofften auf eine mögliche Vergrößerung ihres eigenen Territoriums. Zudem wollten sie die revolutionären Errungenschaften rückgängig machen und sich vor zukünftigen Revolutionen schützen. Das Bürgertum hingegen erhoffte sich die Abschaffung der Kleinstaaten zugunsten eines deutschen Nationalstaats und die Beibehaltung einiger revolutionärer Errungenschaften wie des Code Civil.
Highlight: Der Wiener Kongress zielte darauf ab, eine stabile Friedensordnung in Europa zu schaffen und die vorrevolutionäre Ordnung wiederherzustellen.
Zu den Teilnehmern des Wiener Kongresses gehörten Herrscher und Diplomaten aus fast allen europäischen Staaten. Besonders einflussreich waren der englische Außenminister Castlereagh, der französische Außenminister Talleyrand, der österreichische Außenminister Fürst Metternich, der russische Zar Alexander I. und der preußische König Friedrich Wilhelm III.
Vocabulary: Restauration - Wiederherstellung der vorrevolutionären Ordnung
Vocabulary: Legitimität - Herrschaftsbefugnis aus überliefertem Recht und Gottesgnadentum
Vocabulary: Solidarität - gemeinsamer Kampf gegen revolutionäre Umtriebe
Die Beschlüsse des Wiener Kongresses führten zu bedeutenden Gebietsverschiebungen in Europa. Österreich wuchs aus Deutschland heraus, während Preußen in Deutschland hineinwuchs. Ein wichtiges Ergebnis war die Gründung des Deutschen Bundes im Jahr 1815, der als Pufferzone zur Sicherung des Kräftegleichgewichts in Europa dienen sollte.
Example: Der Deutsche Bund umfasste 35 Einzelstaaten, 4 reichsfreie Städte sowie die Gebiete des dänischen, englischen und niederländischen Königs.
Die Folgen des Wiener Kongresses waren weitreichend. Die Fürsten erreichten ein europäisches Gleichgewicht und sicherten den Frieden für fast 50 Jahre. Allerdings waren die nationalen Kräfte enttäuscht, da kein Nationalstaat entstanden war. Aus demokratischer Sicht wurde keine Volkssouveränität erreicht, und aus liberaler Perspektive wurden Freiheit und Bürgerrechte unterdrückt.
Quote: "Der Deutsche Bund wird zum Träger der Restauration, er enttäuscht alle fortschrittlichen Kräfte."
Insgesamt blieb Deutschland in viele eigenständige Einzelstaaten zersplittert, und die Restauration setzte sich gegen die demokratisch-nationale Bewegung durch. Der Wiener Kongress und seine Folgen prägten die politische Landschaft Europas für Jahrzehnte und legten den Grundstein für eine neue, wenn auch umstrittene, Ordnung auf dem Kontinent.