Das „Pulverfass" Balkan
Die Region des Balkans stand lange Zeit unter der Herrschaft des Osmanischen Reiches, bis 1875 mehrere Völker Bosnien,Herzegowina,Montenegro,SerbienundBulgarien gegen diese aufbegehrten. Obwohl der Aufstand zunächst niedergeschlagen wurde, griff Russland als selbsternannte Schutzmacht der orthodoxen Christen ein.
Um den Konflikt zu lösen, berief Reichskanzler Otto von Bismarck 1878 den Berliner Kongress ein:
- Rumänien, Serbien und Montenegro erhielten ihre Unabhängigkeit
- Russland war unzufrieden, da ihm der Zugang zum Mittelmeer verwehrt blieb
- Österreich-Ungarn konnte seinen Einfluss auf dem Balkan ausbauen
Ein weiterer Konfliktpunkt entstand 1908, als Österreich-Ungarn Bosnien-Herzegowina annektierte. Serbien beanspruchte dieses Gebiet jedoch für sein geplantes großserbisches Reich, basierend auf der Idee des Panslawismus VereinigungallerslawischenVo¨lker.
Schlüsselbegriff: Der Panslawismus war eine politische Bewegung, die die kulturelle und politische Einigung aller slawischen Völker anstrebte. Diese Ideologie stand im direkten Konflikt mit den Interessen Österreich-Ungarns auf dem Balkan.
Der Erste Balkankrieg 1912 begann, als Bulgarien, Griechenland, Montenegro und Serbien gemeinsam das Osmanische Reich angriffen, um dessen letzte europäische Besitzungen aufzuteilen:
- Die bulgarische Armee belagerte Erdine und näherte sich Istanbul
- Den verbündeten Balkanstaaten gelang es, das Osmanische Reich bis auf die Meerengen zurückzudrängen
Beim Versuch, die Kriegsbeute aufzuteilen, kam es zum Zweiten Balkankrieg 1913. Bulgarien überschätzte seine Stärke und griff seine ehemaligen Verbündeten Serbien und Griechenland an. Auch Rumänien und die Türkei schlossen sich gegen Bulgarien zusammen.
Diese Kriege wurden mit außerordentlicher Brutalität geführt:
- Christliche Armeen gingen gegen Muslime vor
- Guerilla-Truppen aller Seiten verübten Massaker
- Hunderttausende wurden vertrieben oder getötet
Im August 1913 verlor Bulgarien den Krieg und musste auf große Teile seiner Eroberungen verzichten. Um die Gewalt einzudämmen, entwickelten Bulgarien und die Türkei die Idee des "Bevölkerungsaustausches", was faktisch zu Massenvertreibungen führte.
Serbien konnte durch seinen Sieg sein Staatsgebiet nahezu verdoppeln, was die Balkankrise weiter verschärfte.