Preußische Reformen: Modernisierung von oben
Die Preußischen Reformen waren eine Reihe tiefgreifender Veränderungen, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Preußen durchgeführt wurden. Im Gegensatz zur Französischen Revolution wurden diese Reformen "von oben" durch die Regierung eingeführt, um den Staat zu modernisieren und zu stärken.
Eine der wichtigsten Maßnahmen war die Bauernbefreiung zwischen 1807 und 1811. Sie befreite die Bauern von der Erbuntertänigkeit und gewährte ihnen grundlegende Freiheiten:
Highlight: Die Bauernbefreiung ermöglichte freie Berufswahl, Umzug in andere Städte zum Arbeiten und freie Heiratsentscheidungen.
Die Verwaltungsreform von 1808 führte zu einer Zentralisierung der Staatsführung:
- Einrichtung von Ministerien für Inneres, Finanzen, Außenpolitik, Krieg und Justiz
- Abschaffung des alten königlichen Kabinetts
Definition: Zentralisierung bedeutet hier die Bündelung der Verwaltungsaufgaben in wenigen, übergeordneten Behörden.
Die Bildungsreform zwischen 1810 und 1814 brachte weitreichende Veränderungen im Schulwesen:
- Staatliche Aufsicht über alle Schulen
- Einführung der Schulpflicht für Volksschule, Gymnasium und Universitäten
- Förderung des Leistungsprinzips statt Herkunft
Vocabulary: Schulpflicht bedeutet, dass alle Kinder gesetzlich verpflichtet sind, eine Schule zu besuchen.
Die Städteverordnung von 1808 gewährte den Städten Selbstverwaltung, während die Minister vom König gewählt und kontrolliert wurden. Dies führte zu einer gemäßigten Monarchie.
Die Gewerbefreiheit von 1810 förderte die Berufsfreiheit und den wirtschaftlichen Wettbewerb, hatte aber auch negative Folgen wie Überangebot in manchen Berufen und daraus resultierende Armut.
Die Heeresreform von 1811-1814 modernisierte die preußische Armee:
- Schaffung einer neuen, jungen und modernen Armee
- Abschaffung grausamer Strafen wie Prügelstrafe und Spießrutenlauf
- Einführung der Wehrpflicht
Example: Die Abschaffung der Prügelstrafe zeigt den Wandel zu einer humaneren Behandlung der Soldaten.