Anthropologische Grundlagen der menschlichen Entwicklung
Die Fortsetzung der anthropologischen Betrachtung des Menschen führt uns zu Adolf Portmann, der den Menschen als physiologische Frühgeburt beschreibt. Diese Theorie ergänzt die Ansätze von Tinbergen und Gehlen und vertieft unser Verständnis der anthropologischen Voraussetzungen Schule.
Quote: "Der Mensch ist ein Wesen, das zu früh zur Welt kommt" - Adolf Portmann
Portmann unterscheidet zwischen:
- Nesthockern (z.B. Mäuse, Katzen): unfähig zur Fortbewegung bei der Geburt
- Nestflüchtern (z.B. Pferde, Affen): direkt nach der Geburt zu artgemäßem Verhalten fähig
Der Mensch wird als "hilfloser Nestflüchter" klassifiziert:
- Sinnesorgane funktionieren bei der Geburt
- Spezifisch menschliche Verhaltensweisen fehlen (aufrechter Gang, Sprache, Denken)
Highlight: Portmanns Theorie unterstreicht die Bedeutung des "sozialen Mutterschoßes" für die menschliche Entwicklung.
Die Erziehbarkeit Definition gewinnt hier besondere Bedeutung:
- Der Mensch muss die menschliche Lebensweise erlernen
- Emotionale Zuwendung und Geborgenheit sind entscheidend für die Entwicklung des Urvertrauens
Vocabulary: Der "soziale Mutterschoß" bezeichnet die schützende und fördernde Umgebung, die für die frühe menschliche Entwicklung notwendig ist.
Diese anthropologischen Erkenntnisse haben weitreichende Implikationen für die Pädagogik und die Gestaltung von Bildungssystemen. Sie unterstreichen die Notwendigkeit einer fürsorglichen und stimulierenden Umgebung in den frühen Lebensjahren.
Definition: Deprivation bezeichnet den Mangel, Verlust oder Liebesentzug, der bei wilden Kindern beobachtet wird und schwerwiegende Entwicklungsfolgen hat.
Die Theorien von Tinbergen, Gehlen und Portmann bilden zusammen ein umfassendes Bild des Menschen als ein Wesen, das auf Erziehung und soziale Interaktion angewiesen ist, um sein volles Potenzial zu entfalten. Diese Erkenntnisse sind fundamental für das Verständnis der anthropologischen Voraussetzungen Schule und die Gestaltung effektiver Bildungssysteme.