Der deutsche Bildungsbegriff und Humboldts Bildungstheorie
Der Begriff "Bildung" hat in der deutschen Pädagogik eine tiefgreifende Bedeutung. Er beschreibt die Auseinandersetzung eines Menschen mit sich selbst und seiner Umwelt, mit dem Ziel, kompetent und verantwortungsvoll zu handeln. Dieser Prozess wird als lebenslange Entwicklung verstanden.
Definition: Bildung ist ein lebensbegleitender Entwicklungsprozess, der auf die Formung der gesamten Persönlichkeit abzielt.
Der Bildungsbegriff ist eng mit gesellschaftlichen Wertvorstellungen und individuellen Überzeugungen verknüpft, was ihm eine politische Dimension verleiht. Er umfasst nicht nur die Aneignung von Wissen, sondern auch die Vorbereitung auf zukünftige Lebensabschnitte und die aktive Teilhabe an der Gesellschaft.
Highlight: Die Schule im Mittelalter hatte eine andere Vorstellung von Bildung als wir heute. Der Begriff entstand zwar im Mittelalter, hatte aber eine andere Bedeutung.
Im Mittelalter wurde Bildung als ein Prozess verstanden, bei dem der Mensch nach dem Abbild Gottes geformt wurde. Der Einzelne hatte dabei keinen Einfluss auf diesen Vorgang. Es ging primär um die Nachbildung der menschlichen Seele nach göttlichem Vorbild.
Wilhelm von Humboldt revolutionierte dieses Verständnis mit seiner Theorie der Bildung. Er grenzte Bildung von der reinen beruflichen Ertüchtigung ab und formulierte das Konzept der allgemeinen Menschenbildung.
Quote: "Humboldt Bildung kurz erklärt: Die Formung des Menschen im Hinblick auf sein Menschsein und die Anregung der Kräfte des Menschen, damit diese sich über die Aneignungen der Welt entfalten und zu einer sich selbstbestimmenden Individualität und Persönlichkeit führen."
Humboldts Bildungstheorie basiert auf zwei grundlegenden Prinzipien:
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Bildung für alle: Jedes Individuum wird als wichtig und bedeutungsvoll für die Entwicklung der Gesellschaft angesehen. Daher sollte Bildung vom Grundsatz der Gleichberechtigung aller Menschen geleitet sein.
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Bildung im Medium des Allgemeinen: Der Mensch sollte sich nicht zu früh spezialisieren oder durch äußere Zwecke von der wahren Menschenbildung abgelenkt werden.
Example: Während in der Schule im Mittelalter oft nur religiöse Inhalte vermittelt wurden, plädierte Humboldt für eine breite, allgemeine Bildung, die alle Aspekte des menschlichen Lebens umfasst.
Humboldts Bildungsideal zielt darauf ab, die Kräfte des Menschen anzuregen, damit diese sich durch die Aneignung der Welt entfalten können. Das Ergebnis soll eine selbstbestimmte Individualität und Persönlichkeit sein. Dieser Bildungsprozess lässt sich als Verknüpfung von Ich und Welt beschreiben.
Vocabulary: Humanistisches Bildungsideal: Ein Bildungskonzept, das die ganzheitliche Entwicklung des Menschen in den Mittelpunkt stellt und auf der Idee der Selbstbildung durch aktive Auseinandersetzung mit der Welt basiert.
Die Humboldt Theorie der Bildung des Menschen hat das moderne Bildungsverständnis maßgeblich geprägt und bildet noch heute die Grundlage für viele pädagogische Konzepte. Sie steht im starken Kontrast zur mittelalterlichen Bildungsauffassung und betont die Bedeutung der individuellen Entwicklung und der aktiven Teilhabe an der Gesellschaft.