Gewaltformen und Prävention nach Heitmeyer
Wilhelm Heitmeyer differenziert in seiner Theorie zwischen vier Hauptformen der Gewalt, die als Resultat des Desintegrations-Verunsicherungs-Prozesses auftreten können. Jede dieser Formen hat spezifische Charakteristika und Motivationen.
-
Expressive Gewalt: Bei dieser Form geht es dem Individuum darum, seine Einzigartigkeit zu repräsentieren. Die Opfer sind hier zweitrangig, da das Hauptziel ist, Aufmerksamkeit zu erlangen.
-
Instrumentelle Gewalt: Hier wird Gewalt als Mittel zum Zweck eingesetzt. Sie ist geplant und nicht willkürlich. Beispiele für instrumentelle Gewalt sind Erpressung oder Mobbing.
-
Regressive Gewalt: Diese Form der Gewalt ist einbindend und soll Unsicherheit fördernde Aspekte kompensieren. Oft ist sie politisch motiviert.
-
Autoaggressive Gewalt: Hierbei handelt es sich um Selbstverletzung.
Definition: Instrumentelle Gewalt nach Heitmeyer ist eine geplante Form der Gewaltanwendung, die als Mittel zum Zweck eingesetzt wird.
Example: Ein Beispiel für regressive Gewalt könnte politisch motivierte Gewalt sein, die darauf abzielt, Unsicherheiten in der Gesellschaft zu kompensieren.
Heitmeyer führte zudem den Begriff der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit GMF ein. Dies beschreibt eine abwertende Einstellung gegenüber Individuen aufgrund ihrer gewählten oder zugewiesenen Gruppenzugehörigkeit.
Zur Gewaltprävention schlägt Heitmeyer verschiedene Strategien vor:
-
Verhaltensorientierter Ansatz:
Leistungsförderung zur Stärkung des Selbstbewusstseins
Soziales Kompetenztraining
-
Verhältnisorientierter Ansatz:
Schaffung eines positiven sozialen Schulklimas
Bereitstellung von Partizipationsmöglichkeiten
Förderung sozialer Netzwerke und Kontakte
Highlight: Je breiter das Erfahrungsspektrum und je vielfältiger die Anregungsmöglichkeiten in der Schule, desto besser sind die Voraussetzungen für eine Stärkung der Persönlichkeit der Jugendlichen und damit für eine Vermeidung von unkontrollierten Aggressionsimpulsen.
Quote: "Je mehr Anregungsmöglichkeiten, desto weniger Aggression und desto mehr Selbstbewusstsein."
Diese umfassende Theorie von Wilhelm Heitmeyer bietet wichtige Einblicke in die Entstehung und Prävention von Gewalt in der Gesellschaft und ist ein bedeutender Beitrag zur soziologischen Forschung.