Just-Community-Schulen und ihre Entwicklung
Lawrence Kohlberg führte das Just Community Konzept in den 1970er Jahren an amerikanischen Schulen und Gefängnissen ein, um die Praxis der Moralerziehung zu fördern. Dieses Konzept passte gut in die Zeit der späten 60er und 70er Jahre, die von einer Liberalisierung der Gesellschaft in den USA geprägt war und zur Gründung zahlreicher Alternativschulen führte.
Definition: Das Just-Community-Konzept zielt darauf ab, durch demokratische Mitbestimmung und Verantwortungsübernahme die moralische Entwicklung der Schüler zu fördern.
Allerdings traten bei der Umsetzung auch Probleme auf:
- Die demokratische Mitbestimmung der Lernenden wurde teilweise ausgenutzt.
- Es mangelte an Beteiligung an Entscheidungsprozessen und Versammlungen.
- Ein fehlender Gemeinschaftsgeist wurde beobachtet.
Um diese Herausforderungen zu bewältigen, wurden Verbesserungsmaßnahmen eingeführt:
- Entwicklung eines stärkeren Verantwortungsbewusstseins gegenüber der Gesamtgruppe.
- Förderung der Einsicht, dass eigene Interessen hinter der Verantwortung gegenüber der Gemeinschaft stehen müssen.
Highlight: Eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg des Konzepts war, dass die Teilnehmer mindestens die Stufe 4 des Kohlberg Stufenmodells der Moralentwicklung erreicht haben sollten.
Schulen nach Kohlbergs Modell wurden zunächst in den USA eingeführt:
- 1974/1975: Cluster School in Cambridge, USA
- Brookline High-School (als "Schule in der Schule")
In Deutschland hatte die 68er-Bewegung mit ihrer Kritik an autoritärer Erziehung einen ähnlichen Effekt und führte zur Gründung vieler Alternativschulen. Diese Schulen zeichneten sich durch folgende Merkmale aus:
- Selbstreguliertes Lernen mit freiwilligem Unterrichtsbesuch in Lernwerkstätten.
- Schulgemeinden, in denen wichtige Fragen unter Gleichberechtigung mit Lehrkräften geklärt wurden.
- Selbstregulierung der Lernenden (Self-Government).
Example: In einer Just-Community-Schule könnten Schüler beispielsweise über Schulregeln mitentscheiden oder eigene Lernprojekte initiieren.
Die Entwicklung blieb jedoch nicht ohne Kritik. 1978 wurde in Bonn ein Kongress unter dem Motto "Mut zur Erziehung" einberufen, der sich gegen die Liberalisierung in Schulen und der Erziehung aussprach. Die Kritiker waren der Meinung, dass die in der Schule vermittelte Mündigkeit nicht dem Ideal der Zukunftsgesellschaft entsprechen würde.
Als Reaktion darauf wurde das Projekt "Demokratie und Erziehung in der Schule" (DES) ins Leben gerufen, das die Idee der autonomen Moral in der Schule auf Deutschland übertragen sollte. Im Rahmen des Projektes wurden "DES-Schulversuche" in Nordrhein-Westfalen erprobt.
Quote: "Trotz beachtlicher Erfolge wurden die Schulversuche nicht weitergeführt und die Ergebnisse nie veröffentlicht."
Diese Entwicklung zeigt, dass die Umsetzung des Just-Community-Konzepts in Deutschland zwar auf Interesse stieß, aber auch auf Widerstände traf. Dennoch hat die Auseinandersetzung mit Kohlbergs Ideen einen wichtigen Beitrag zur pädagogischen Diskussion und zur Weiterentwicklung des deutschen Schulsystems geleistet.