Kognitive Dissonanz verstehen
Stell dir vor, du weißt, dass Rauchen ungesund ist, rauchst aber trotzdem. Diese Unstimmigkeit zwischen deiner Einstellung und deinem Verhalten erzeugt kognitive Dissonanz - ein unangenehmes Spannungsgefühl, das wir instinktiv reduzieren wollen. Wie stark diese Dissonanz ausfällt, hängt von der Wichtigkeit der Einstellung und der Anzahl widersprüchlicher Gedanken ab.
Wir haben verschiedene Strategien entwickelt, um diese innere Spannung zu lösen. Bei der direkten Dissonanzreduktion ändern wir entweder unser Verhalten (mit dem Rauchen aufhören) oder unsere Einstellung ("Gesundheit ist nicht alles im Leben"). Alternativ fügen wir neue Gedanken hinzu, die als Rechtfertigung dienen - eine klassische Rationalisierung ("Rauchen entspannt mich").
Eine weitere Strategie ist die Trivialisierung, bei der wir die Bedeutung des Konflikts herunterspielen: "Rauchen ist weniger schädlich als andere Drogen" oder "Ich lebe lieber kurz und intensiv". Manche Menschen reduzieren die wahrgenommene Wahlfreiheit: "Es wäre unhöflich gewesen, die Zigarette abzulehnen."
💡 Besonders interessant: Menschen mit niedrigem Selbstwertgefühl neigen stärker dazu, Dissonanzreduktions-Strategien einzusetzen. Die Dissonanztheorie nach Festinger erklärt so auch, warum wir oft an unlogischen Überzeugungen festhalten.
Kognitive Dissonanz begegnet uns überall im Alltag - in Partnerschaften, bei Kaufentscheidungen oder politischen Überzeugungen. Das Bewusstsein für diese psychologischen Mechanismen kann dir helfen, kognitive Verzerrungen zu erkennen und bessere Entscheidungen zu treffen.