Kognitive Dissonanz-Theorie nach Festinger
Die Kognitive Dissonanz-Theorie von Leon Festinger ist ein zentrales Konzept in der Psychologie, das erklärt, wie Menschen mit inneren Widersprüchen umgehen. Diese Theorie befasst sich mit dem Konflikt, der entsteht, wenn Handlungen und Kognitionen nicht übereinstimmen.
Ein klassisches Beispiel für kognitive Dissonanz ist das Rauchen:
Beispiel: Eine Person weiß, dass Rauchen ungesund ist (Einstellung), raucht aber trotzdem (Verhalten). Dies führt zu einem inneren Konflikt.
Die Stärke der Dissonanz und die Motivation, Konsonanz herzustellen, hängen von mehreren Faktoren ab:
- Die Wichtigkeit der Einstellung
- Der Anteil der dissonanten Kognitionen an der Gesamtheit der Kognitionen
Highlight: Je wichtiger die Einstellung und je größer der Anteil dissonanter Kognitionen, desto stärker ist die erlebte Dissonanz.
Um kognitive Dissonanz aufzulösen, gibt es verschiedene Strategien:
- Direkte Dissonanzreduktion:
a) Änderung des Verhaltens (z.B. mit dem Rauchen aufhören)
b) Änderung der Wahrnehmung des problematischen Zusammenhangs
Beispiel: "Gesundheit ist nicht alles im Leben" als Rechtfertigung für das Rauchen.
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Hinzufügen neuer, konsonanter Kognitionen:
a) Addition: Neue Gedanken verändern die Dissonanz
b) Rationalisierung: Neue Gedanken dienen als Rechtfertigung
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Verminderung der Bedeutung / Trivialisierung:
a) Subtraktion: "Rauchen ist weniger schädlich als andere Drogen"
b) Minimierung der Wichtigkeit: "Ich bevorzuge ein kurzes, aber intensives Leben"
c) Reduzierung der wahrgenommenen Wahlfreiheit: "Es wäre unhöflich, Zigaretten abzulehnen"
Vocabulary: Dissonanzreduktion bezeichnet den Prozess, durch den Menschen versuchen, innere Widersprüche zu verringern oder aufzulösen.
Neben den direkten Strategien gibt es auch indirekte Dissonanzreduktion:
Definition: Indirekte Dissonanzreduktion beschreibt Versuche, sich trotz bestehender Dissonanz durch selbstwerterhöhende Strategien besser zu fühlen.
Ein interessanter Aspekt der Theorie ist der Zusammenhang zwischen Selbstwertgefühl und Dissonanzstrategien:
Highlight: Je niedriger das Selbstwertgefühl einer Person, desto eher greift sie auf Dissonanzstrategien zurück.
Die Dissonanztheorie Festinger hat weitreichende Implikationen für verschiedene Bereiche der Psychologie, von der kognitiven Psychologie bis hin zur Sozialpsychologie und klinischen Psychologie. Sie erklärt, warum Menschen oft Schwierigkeiten haben, ihr Verhalten zu ändern, selbst wenn sie wissen, dass es schädlich ist, und bietet Ansätze für Interventionen in Bereichen wie Gesundheitspsychologie und Therapie.
Vocabulary: Kognitive Verzerrung ist ein verwandtes Konzept, das beschreibt, wie Menschen Informationen auf eine Weise verarbeiten, die ihre bestehenden Überzeugungen bestätigt oder verstärkt.
Die Theorie der kognitiven Dissonanz ist nicht nur für das Verständnis individueller psychologischer Prozesse relevant, sondern auch für die Analyse gesellschaftlicher Phänomene und zwischenmenschlicher Beziehungen. Sie bietet Erklärungsansätze für kognitive Dissonanz in Partnerschaften, politischen Entscheidungen und sogar für die Entstehung und Aufrechterhaltung von Vorurteilen.