Die moralische Entwicklung nach Lawrence Kohlberg beschreibt, wie Menschen lernen, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden.
Das Kohlberg Stufenmodell teilt die moralische Entwicklung in drei Hauptebenen mit jeweils zwei Stufen ein. Auf der präkonventionellen Ebene orientieren sich Kinder zunächst an Strafe und Gehorsam (Stufe 1) sowie am eigenen Nutzen (Stufe 2). Die konventionelle Ebene ist geprägt von der Orientierung an zwischenmenschlichen Beziehungen (Stufe 3) und der gesellschaftlichen Ordnung (Stufe 4). Auf der postkonventionellen Ebene entwickelt sich das Verständnis für den Gesellschaftsvertrag (Stufe 5) und schließlich für universelle ethische Prinzipien (Stufe 6).
Ein wichtiger praktischer Ansatz sind die Just Community Schulen, die Kohlbergs Theorie in die Praxis umsetzen. Diese demokratischen Schulgemeinschaften fördern die moralische Entwicklung bei Kindern durch aktive Teilhabe an Entscheidungsprozessen. In Deutschland gibt es verschiedene Just Community Schulen, die dieses Konzept erfolgreich umsetzen. Die Schüler lernen dabei nicht nur demokratische Prozesse kennen, sondern entwickeln auch ihre moralischen Urteilsfähigkeiten weiter. Besonders wichtig ist dabei die Auseinandersetzung mit realen moralischen Dilemmata, wie sie auch in Kohlbergs ursprünglichen Studien verwendet wurden. Diese praktischen Erfahrungen helfen den Schülern, von einer egozentrischen Perspektive zu einem differenzierteren moralischen Verständnis zu gelangen. Die moralische Entwicklung nach Piaget, die als Grundlage für Kohlbergs Arbeiten diente, betont ebenfalls die Bedeutung aktiver Auseinandersetzung mit moralischen Fragen für die kindliche Entwicklung.