Hurrelmanns Modell der produktiven Realitätsverarbeitung
Klaus Hurrelmann hat als deutscher Soziologe und Pädagoge das Modell der produktiven Realitätsverarbeitung entwickelt, das die Persönlichkeitsentwicklung als aktiven Sozialisationsprozess versteht. Die Jugendphase beginnt mit der Pubertät und stellt den Übergang zwischen abhängigem Kind und selbstständigem Erwachsenen dar. Durch längere Ausbildungszeiten hat sich diese Phase als eigenständiger Lebensabschnitt etabliert.
Die vier Entwicklungsaufgaben im Jugendalter nach Hurrelmann fordern eine umfassende Kompetenzerweiterung: Bei der Qualifizierung erwerben Jugendliche intellektuelle und soziale Fähigkeiten für die Berufswelt. Der Prozess des Ablösens und Bindens umfasst die emotionale Distanzierung von den Eltern und den Aufbau einer eigenen Geschlechtsidentität mit der Fähigkeit zu partnerschaftlichen Bindungen.
Die Aufgabe des Partizipierens beinhaltet die Entwicklung eines eigenen Werte- und Normensystems mit ethischem und politischem Bewusstsein. Beim Konsumieren lernen Jugendliche, eigenständige Handlungsmuster im Umgang mit Medien und Geld zu entwickeln – eine besonders wichtige Fähigkeit in der heutigen Konsumgesellschaft.
💡 Die produktive Realitätsverarbeitung beschreibt, wie Jugendliche aktiv zwischen innerer Realität (Körper, Psyche) und äußerer Realität (soziales Umfeld) vermitteln und dabei ihre Persönlichkeit entwickeln.
Scheitern Jugendliche an den Entwicklungsaufgaben, können sich verschiedene Risikowege entwickeln. Diese problematischen Bewältigungsmuster reichen von nach außen gerichteten Aggressionen (externalisiert) über Suchtverhalten (evadierend) bis hin zu Depressionen und Isolation (internalisierend). Hurrelmanns 10 Maximen bieten einen theoretischen Rahmen, um diese Prozesse zu verstehen und pädagogisch angemessen darauf zu reagieren.