Mead vs. Parsons: Soziale Rollen und Identität
Mead und Parsons vertreten grundlegend verschiedene Ansichten zum Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft. Für Mead ist die Differenz zwischen individuellen Bedürfnissen und gesellschaftlichen Erwartungen keine Schwäche, sondern die Voraussetzung für gesellschaftliche Veränderung und Entwicklung. Diese Spannung stärkt die persönliche Identität durch gegebene Freiheit.
Parsons hingegen sieht diese Differenz als Defizit, das überwunden werden muss. Er betont die Notwendigkeit der Anpassung und die Einhaltung sozialer Normen für eine funktionierende gesellschaftliche Ordnung. In seinem Konzept der sozialen Rollen in Gruppen steht die Anpassung des Individuums an vorgegebene Rollenerwartungen im Vordergrund.
Während Mead das Konzept der "Ordnung im Wandel" vertritt, bei dem wir aktiv an der Entstehung gesellschaftlicher Strukturen beteiligt sind und diese mitgestalten können, konzentriert sich Parsons auf die Stabilität durch Rollenanpassung. Die Rollenübernahme spielt in beiden Theorien eine wichtige Rolle, wird aber unterschiedlich bewertet.
💡 Schlüsselunterschied: Mead stellt die Identität und Weiterentwicklung des "Self" in den Mittelpunkt, während Parsons die Rolle und die Anpassung an gesellschaftliche Erwartungen betont.
Im Alltag erleben wir ständig diese Spannung zwischen unseren eigenen Bedürfnissen und den sozialen Rollenerwartungen. Ob als Schüler, Freund oder Familienmitglied – du befindest dich immer im Spannungsfeld zwischen Anpassung und Selbstentfaltung.