Grundlagen der Heitmeyer-Theorie zur Gewaltentstehung
Wilhelm Heitmeyers soziologischer Erklärungsansatz zur Gewaltentstehung untersucht die Wechselwirkungen auf drei verschiedenen Ebenen. Die Theorie basiert auf dem Konzept der Individualisierung, welches als Grundlage für die Entstehung von Gewalt betrachtet wird.
Definition: Individualisierung nach Heitmeyer beschreibt den Prozess, bei dem sich eine Person durch Sozialisation und produktive Realitätsverarbeitung individualisiert und gleichzeitig in die Gesellschaft integriert.
Ein zentrales Element in Heitmeyers Theorie ist die Ambivalenz, die durch zunehmende Entscheidungsräume und -zwänge entsteht. Diese Ambivalenz führt zu einem erhöhten Entscheidungsdruck.
Highlight: Die Heitmeyer Theorie betont, dass jeder Mensch ein Desintegrationspotenzial besitzt, welches sich ausbildet, wenn die vollständige Individualisierung und Integration in die Gesellschaft nicht gelingt.
Desintegration nach Heitmeyer kann verschiedene Formen annehmen:
- Auflösung sozialer Beziehungen (z.B. durch Scheidung)
- Gefährdung gemeinsamer Wert- und Normvorstellungen
- Abnahme der Teilnahmebereitschaft an gesellschaftlichen Institutionen
Vocabulary: Desintegrationspotenziale sind nach Heitmeyer die Möglichkeiten oder Risiken, dass eine Person nicht vollständig in die Gesellschaft integriert wird.
Die Verunsicherung spielt eine wichtige Rolle in Heitmeyers Konzept. Sie tritt auf, wenn Situationen als unlösbar, unklar oder unberechenbar wahrgenommen werden. Die Verunsicherung kann zu verschiedenen Formen von Gewalt führen.
Example: Ein Beispiel für Verunsicherung nach Heitmeyer wäre die Unklarheit über den eigenen sozialen Status oder die Unberechenbarkeit zukünftiger beruflicher Anforderungen.