Risikowege bei problembehafteter Bewältigung von Entwicklungsaufgaben
Hurrelmann beschreibt drei Varianten von Risikowegen, die auftreten können, wenn Jugendliche Schwierigkeiten bei der Bewältigung ihrer Entwicklungsaufgaben haben. Diese Varianten zeigen unterschiedliche Muster der Problemverarbeitung und können zu ernsthaften Entwicklungsschwierigkeiten führen.
Externalisierende Variante
Die externalisierende Variante wird als der nach außen gerichtete Risikoweg bezeichnet. Charakteristisch für diesen Weg sind Aggressionen gegen andere, die aus dem "Entwicklungsdruck" resultieren. Jugendliche, die diesen Weg einschlagen, leiden oft unter einer starken Beeinträchtigung ihres Selbstwertgefühls. Sie fühlen sich verletzt und versuchen, ihren Persönlichkeitskern vor weiteren Enttäuschungen zu schützen, indem sie einen vermeintlichen Gegner angreifen oder "zerstören". Häufig gehen sie durch selbst geschaffene Herausforderungen den eigentlichen Entwicklungsaufgaben aus dem Weg.
Highlight: Die externalisierende Variante ist gekennzeichnet durch nach außen gerichtete Aggressionen als Reaktion auf Entwicklungsdruck und ein beeinträchtigtes Selbstwertgefühl.
Evadierende Variante
Die evadierende Variante wird als der auf Ausweichen gerichtete Risikoweg beschrieben. Jugendliche, die diesen Weg wählen, zeigen fluchtförmige Verhaltensweisen und wechselhafte soziale Beziehungsmuster. Sie neigen zu suchtgefährdetem Verhalten, wie zum Beispiel dem unkontrollierten Konsum von Drogen oder der unbeschränkten Nutzung elektronischer Medien. Dieses Verhalten dient dazu, das mühselige Ändern des eigenen Verhaltens und der schwierigen Lebenssituation zu vermeiden. Es kann sowohl fremd- als auch selbstaggressiv sein und wird oft als eine Form der "Betäubung" verstanden.
Vocabulary: Evadierende Problemverarbeitung bezieht sich auf Verhaltensweisen, die darauf abzielen, Problemen auszuweichen oder zu entfliehen, anstatt sie direkt anzugehen.
Internalisierende Variante
Die internalisierende Variante wird als der nach innen gerichtete Risikoweg bezeichnet. Jugendliche, die diesen Weg einschlagen, zeigen Verhaltensweisen wie Rückzug, Isolation, Desinteresse und Apathie. Sie können unter psychosomatischen Störungen und depressiven Stimmungen leiden. In extremen Fällen können Selbstaggressionen bis hin zu Suizidversuchen auftreten. Diese Symptome werden als mögliche Anzeichen für mangelnde Bewältigungskompetenzen betrachtet.
Definition: Internalisierende Variante beschreibt ein Verhaltensmuster, bei dem Probleme und Konflikte nach innen gerichtet und nicht nach außen sichtbar verarbeitet werden.
Diese drei Risikowege verdeutlichen die Komplexität der Entwicklungsaufgaben nach Hurrelmann und die verschiedenen problematischen Verarbeitungsmuster, die auftreten können, wenn Jugendliche Schwierigkeiten bei der Bewältigung dieser Aufgaben haben. Das Verständnis dieser Risikowege ist entscheidend für die Entwicklung geeigneter pädagogischer Interventionen und Unterstützungsmaßnahmen.
Example: Ein Beispiel für die externalisierende Variante könnte ein Jugendlicher sein, der aufgrund von schulischem Druck aggressiv gegenüber Mitschülern wird. Für die evadierende Variante könnte ein Beispiel ein Teenager sein, der exzessiv Videospiele spielt, um Problemen in der Familie aus dem Weg zu gehen. Ein Beispiel für die internalisierende Variante wäre ein Jugendlicher, der sich aufgrund von Mobbing völlig zurückzieht und depressive Symptome entwickelt.