Orale Phase (0-1,5 Jahre)
Die orale Phase ist die erste Stufe in Freuds psychosexueller Entwicklung. Sie ist gekennzeichnet durch den Fokus auf den Mundbereich als primäre Quelle der Lust und Befriedigung.
In dieser Phase dreht sich alles um die Mundzone - Lippen, Zunge, Schlucken, Saugen und Kauen sind zentrale Aktivitäten. Das Kind erlebt die Welt vorwiegend über den Mund und die damit verbundenen Sinneseindrücke.
Definition: Die orale Phase ist geprägt durch den Wunsch des Einverleibens, nicht nur über den Mund, sondern auch über die Haut.
Zentrale Bedürfnisse in dieser Phase sind:
- Biologische Grundbedürfnisse
- Sicherheit
- Liebe
- Geborgenheit
Das Leitmotiv dieser Phase lautet "Ich bin, was man mir gibt!". Es geht um den Aufbau einer grundlegenden Beziehung zur Umwelt und die Entwicklung von Urvertrauen und Selbstvertrauen.
Für die Erziehung ergeben sich daraus wichtige Folgerungen:
- Aufbau einer tiefen, festen emotionalen Bindung zur Bezugsperson
- Viel emotionale Zuwendung
- Reizvielfalt über alle Sinne (visuell, akustisch, haptisch, olfaktorisch, gustatorisch)
- Möglichst geringe Triebfrustration
- Positive Erfahrungen sowohl physiologisch als auch psychologisch
Highlight: Eine positiv erlebte Schwangerschaft und das Gefühl, ein Wunschkind zu sein, sind wichtige Grundlagen für eine gesunde Entwicklung in der oralen Phase.
Mögliche Verhaltensauffälligkeiten bei Störungen in dieser Phase umfassen:
- Misstrauen und Ängste
- Pessimistische Lebenseinstellung
- Verschlossenheit
- Gehemmte Lernfähigkeit
- Essstörungen
- Stimmungsschwankungen
- Schlafstörungen
- Depressionen
- Trennungs- und Existenzängste
- Geringes Selbstwertgefühl
Example: Ein Kind, das in der oralen Phase nicht genug emotionale Zuwendung erfährt, könnte später zu Essstörungen oder übermäßigem Rauchen neigen, als Versuch, orale Bedürfnisse zu befriedigen.