Psychoanalyse von Aschenputtel
Das Märchen beginnt mit dem Tod von Aschenputtels Mutter, der sie das Versprechen gibt, stets "lieb, fromm und gut zu sein". Nach der Wiederheirat ihres Vaters wird Aschenputtel von ihrer neuen Stiefmutter und deren Töchtern zur Magd degradiert. Während die Stiefschwestern sich Kleider und Schmuck wünschen, bittet Aschenputtel ihren Vater lediglich um einen Reiszweig für das Grab ihrer Mutter.
Die Grimm Märchen Analyse zeigt deutlich den Elektrakomplex in dieser Geschichte. Der Elektrakomplex beschreibt eine psychologische Dynamik, bei der Töchter mit ihrer Mutter um die Gunst des Vaters rivalisieren. Die Stiefschwestern und die Stiefmutter versuchen, Aschenputtel aus dem Leben des Vaters zu drängen, der sich bezeichnenderweise nicht schützend vor seine Tochter stellt.
Bei den Stiefschwestern kann eine Form der Projektion beobachtet werden: Sie fordern von Aschenputtel genau jene Eigenschaften (wie Fleiß), die sie selbst nicht besitzen. Diese Charakterisierung von Aschenputtel als Gegenpol zu den "außen hui, innen pfui" Stiefschwestern verdeutlicht eine typische psychologische Abwehrstrategie. Die Schwestern projizieren ihre eigenen Fehler auf Aschenputtel, um ihr Selbstwertgefühl zu schützen.
Gut zu wissen: Der Elektrakomplex wurde nach Elektra aus der griechischen Mythologie benannt und ist das weibliche Pendant zum bekannteren Ödipuskomplex. Er beschreibt die emotionale Bindung der Tochter an den Vater und die daraus entstehende Rivalität mit der Mutter.
Nach der Aschenputtel Interpretation nach Drewermann zeigt sich auch eine "Ich-Schwäche" bei den Stiefschwestern. Sie können ihre Impulse nicht kontrollieren und handeln nur nach dem Lustprinzip (Es), ohne Rücksicht auf andere zu nehmen. Die Stiefmutter handelt möglicherweise aus ähnlichen Motiven oder verarbeitet eigene traumatische Erfahrungen, indem sie Aschenputtel schlecht behandelt.