Die sensomotorische Stufe der Intelligenz nach Piaget
Die sensomotorische Phase nach Jean Piaget ist die erste Stufe der kognitiven Entwicklung und erstreckt sich von der Geburt bis etwa zum Alter von 2 Jahren. In dieser Phase steht die Interaktion des Kindes mit seiner Umwelt durch Sinneswahrnehmungen und motorische Aktivitäten im Vordergrund.
Definition: Die sensomotorische Intelligenz bezieht sich auf die Fähigkeit des Kindes, durch die Koordination von sensorischen Eindrücken und motorischen Handlungen seine Umwelt zu verstehen und mit ihr zu interagieren.
Piaget unterteilt die sensomotorische Entwicklung in sechs aufeinanderfolgende Organisationsstufen:
- Übung angeborener Reflexmechanismen (0-1 Monat)
- Primäre Kreisreaktionen (1-4 Monate)
- Sekundäre Kreisreaktionen (4-8 Monate)
- Koordination erworbener Handlungsschemata (8-12 Monate)
- Tertiäre Kreisreaktionen (12-18 Monate)
- Übergang zur Vorstellung (18-24 Monate)
Beispiel: Ein Beispiel für sensomotorische Intelligenz ist das Greifen nach Objekten. Zunächst erfolgt dies reflexartig, entwickelt sich aber zu einer gezielten Handlung, bei der das Kind die Entfernung und Größe des Objekts einschätzen kann.
Die sensomotorische Phase ist grundlegend für die spätere kognitive Gesamtentwicklung des Kindes. Sie bildet die Basis für komplexere Wahrnehmungs- und Denkkonstruktionen in späteren Entwicklungsphasen.
Highlight: Die sensomotorische Entwicklung ist nicht auf die frühe Kindheit beschränkt. Sie spielt auch bei späteren Lernprozessen eine Rolle, wie beim Erlernen neuer motorischer Fähigkeiten im Erwachsenenalter.
Gegen Ende der sensomotorischen Phase entwickeln Kinder wichtige kognitive Fähigkeiten:
- Objektpermanenz: Das Verständnis, dass Objekte weiter existieren, auch wenn sie nicht sichtbar sind.
- Nachahmungsverhalten: Die Fähigkeit, beobachtete Handlungen zeitverzögert nachzuahmen.
- Symbolhandlungen: Die Verwendung von Gegenständen als Stellvertreter für andere Objekte.
Beispiel: Ein typisches Beispiel für die präoperationale Phase, die auf die sensomotorische folgt, ist die Verwendung einer Banane als Telefon im Symbolspiel.
Diese Entwicklungen markieren den Übergang zur präoperationalen Phase, in der das Kind beginnt, mentale Repräsentationen zu nutzen und symbolisches Denken zu entwickeln.