Synapsengifte und ihre Wirkung
Neurotoxine greifen gezielt an Synapsen an und können die normale Signalübertragung dramatisch stören. Sie wirken an verschiedenen Stellen des synaptischen Übertragungsprozesses.
Krampfauslösende Gifte wie das Gift der Schwarzen Witwe sorgen für willkürliche Transmitterausschüttung. ACh wird auch ohne Aktionspotenzial freigesetzt, die Konzentration im synaptischen Spalt steigt stark an. Das führt zu Dauerdepolarisation der postsynaptischen Zelle.
Die Muskulatur erhält ständig Kontraktionssignale ohne erkennbaren Grund. Es kommt zu unkontrollierbaren Muskelkrämpfen und Dauerkontraktionen, da die normalen Entspannungspausen fehlen.
Lähmende Gifte wie Botulinumtoxin blockieren die Transmitterausschüttung komplett. Obwohl Aktionspotenziale das Endknöpfchen erreichen, wird kein ACh freigesetzt. Die Na⁺-Kanäle der postsynaptischen Membran bleiben geschlossen.
Die Folge ist eine Muskellähmung, da kein Signal zur Kontraktion weitergeleitet wird. Die Muskeln bleiben dauerhaft entspannt.
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Verrechnung synaptischer Signale
Neuronen erhalten meist Signale von vielen Synapsen gleichzeitig - sowohl erregende als auch hemmende. Am Axonhügel werden alle diese Signale verrechnet.
Erregende Synapsen bilden EPSPs durch Na⁺-Einstrom und Depolarisierung. Hemmende Synapsen erzeugen IPSPs durch K⁺-Ausstrom oder Cl⁻-Einstrom, was zu Hyperpolarisierung führt und einer Erregung entgegenwirkt.
Zeitliche Summation tritt auf, wenn mehrere Signale derselben Synapse schnell aufeinander folgen. Die postsynaptischen Potenziale addieren sich, da das erste noch nicht vollständig abgeklungen ist.
Räumliche Summation passiert bei gleichzeitigen Signalen verschiedener Synapsen. EPSPs und IPSPs wirken gegeneinander - die resultierende Spannung entscheidet über die Entstehung eines Aktionspotenzials.
Nur wenn die Summe aller Potenziale den Schwellenwert am Axonhügel überschreitet, entsteht ein neues Aktionspotenzial. So können Neuronen komplexe "Entscheidungen" treffen.