Rilkes Gedicht - Analyse und Interpretation
Rainer Maria Rilke (1875-1926) thematisiert in diesem Gedicht seine Furcht vor der rationalisierenden Kraft der Sprache. Das lyrische Ich fürchtet sich davor, wie Menschen alles so "deutlich" benennen und dadurch die Magie der Dinge zerstören.
Die Sprachgestaltung verstärkt diese Kritik geschickt: Der Parallelismus in Vers 3 ("und dieses heißt Hund und jenes heißt Haus") zeigt die mechanische Art, wie Sprache kategorisiert. Rilke nutzt Personifikation ("Die Dinge singen"), um zu verdeutlichen, dass Dinge vor ihrer Benennung lebendig sind.
💡 Merke: Das Paradox des Gedichts liegt darin, dass Rilke Sprache kritisiert, aber gleichzeitig Sprache benutzen muss, um diese Kritik zu äußern.
Die zeitgeschichtlichen Bezüge zur Jahrhundertwende um 1900 sind entscheidend: Die Industrialisierung und Säkularisierung führten zu einer Bewusstseins- und Sprachkrise, die Rilke hier künstlerisch verarbeitet.