Feminismus und Gesellschaftskritik
Durch Doris' "plappernde" Ausdrucksweise kommt ihr wahrer Charakter durch. Sie findet sich zu erwachsen fürs Tagebuchschreiben, ihre oberflächlichen politischen Kommentare zeigen aber ihre mangelnde Bildung - Politik interessiert sie nur, wenn es ums Mittagessen geht.
Die feministischen Ideen der Zeit wurden stark von der Industrialisierung beeinflusst. 1932, als der Roman erschien, gab es bereits wichtige Fortschritte: Wahlrecht, neue Frauengesetze, Zulassung als Rechtsanwältinnen und besseren Mutterschutz. Trotzdem blieb Politik "Männersache".
Ist Doris emanzipatorisch? Keun zeigt realistisch auf: Emanzipation ist eine Frage des Geldes und der Bildung - beides hat Doris nicht. Trotzdem entwickelt sie durchaus feministische und rationale Gedanken. Der Roman zeigt ehrlich, wie das Leben vieler junger Frauen wirklich war: geprägt vom männlichen Umfeld und dem Traum vom "Glanz".
Fazit: Keun kritisiert nicht Doris, sondern die Gesellschaft, die echte Emanzipation nur privilegierten Frauen ermöglicht!