Das erschütternde Geheimnis (Kapitel 6-11)
Im Prozess wird Hanna immer mehr zur Hauptschuldigen gemacht. Die anderen Angeklagten schieben alle Verantwortung auf sie. Besonders belastend: Eine Überlebende hat ein Buch über ihre KZ-Zeit geschrieben, in dem eine Aufseherin namens "Stute" vorkommt - offenbar Hanna.
Der entscheidende Moment: Die Anklage behauptet, Hanna habe einen SS-Bericht geschrieben. Um das zu beweisen, soll sie eine Schriftprobe abgeben. Statt zuzugeben, dass sie nicht schreiben kann, gibt Hanna einfach zu, den Bericht verfasst zu haben.
Michael hat plötzlich die Erleuchtung: Hanna ist Analphabetin! Jetzt ergibt alles einen Sinn - warum sie immer wollte, dass er vorliest, warum sie so empfindlich auf bestimmte Situationen reagiert hat, warum sie ihre Jobs gewechselt hat. Sie hatte panische Angst, dass jemand ihr Geheimnis entdeckt.
Hannas ganzes Leben war ein Kampf ums Verstecken: Sie hat jeden Job gewechselt, bevor man hätte merken können, dass sie nicht lesen kann. Sogar bei der SS war sie lieber Aufseherin als Büroarbeiterin. Und jetzt nimmt sie lieber eine lebenslange Haftstrafe in Kauf, als zuzugeben, dass sie Analphabetin ist.
Unglaublich: Hanna opfert ihre Freiheit, um ihr Geheimnis zu bewahren - so tief sitzt ihre Scham.