Die tragische Auflösung und Figurenanalyse
Nach längerer Zeit erwacht Nathanael aus seinem Wahnsinn im Haus seiner Mutter, wo auch Clara und Lothar anwesend sind. Es scheint, als würde er genesen, und er plant, Clara zu heiraten und mit ihr auf ein geerbtes Gut zu ziehen. Bei einem Stadtbesuch besteigen sie den Rathausturm. Als Nathanael durch das Perspektiv in die Ferne blickt und dann Clara betrachtet, bricht sein Wahnsinn erneut aus.
Er versucht, Clara vom Turm zu werfen, wird jedoch von Lothar daran gehindert. Als Nathanael am Boden Coppelius erblickt, stürzt er sich selbst in den Tod. Die Geschichte endet mit dem Ausblick, dass Clara später mit einem anderen Mann glücklich wird.
In der Figurenanalyse erkennen wir Nathanael als Verkörperung der Romantik – emotional, sensibel und künstlerisch begabt, aber auch selbstbezogen und unfähig, zwischen Realität und Fantasie zu unterscheiden. Clara hingegen repräsentiert die Aufklärung – rational, vernünftig und an der Wirklichkeit orientiert. Die Figuren Coppelius und Coppola bleiben bewusst ambivalent, was die Verunsicherung des Lesers verstärkt.
Olimpia, die mechanische Puppe, dient als Projektionsfläche für Nathanaels Fantasien. Ironischerweise bezeichnet er die lebendige Clara als "lebloses Automat", während er die tatsächlich mechanische Olimpia für lebendig hält. Diese Verkehrung unterstreicht die Ironie in Hoffmanns Werk.
Die Frauenfiguren in der Novelle können auch als Kritik am damaligen Frauenbild interpretiert werden: Clara als emanzipierte, eigenständige Frau stößt auf Ablehnung, während Olimpia als passive, einsilbige Puppe Nathanaels Begeisterung weckt.
Besonders wichtig: Die Figurenkonstellation verdeutlicht den zentralen Konflikt zwischen romantischer und aufklärerischer Weltsicht. Dieses Spannungsfeld zwischen Rationalität und Fantasie, Vernunft und Wahnsinn durchzieht die gesamte Novelle.