Erster Abschnitt - Das Doppelleben
Hier lernt ihr Thiel kennen, einen Mann, der zwischen Vergangenheit und Gegenwart gefangen ist. Seine Geschichte zeigt, wie unmöglich es ist, gleichzeitig mit einer toten und einer lebenden Frau "verheiratet" zu sein.
Thiels Ausgangssituation: Der Bahnwärter lebt seit Jahren ein gespaltenes Leben. Nach dem Tod seiner ersten Frau Minna heiratet er die Kuhmagd Lene - hauptsächlich, damit jemand seinen Sohn Tobias versorgt. Diese pragmatische Entscheidung wird ihm zum Verhängnis.
Das Bahnwärterhäuschen erklärt er zu "geheiligtem Land" für Minna, während er zu Hause Lenes sexueller Dominanz unterliegt. Tobias, Minnas Sohn, wird von der Stiefmutter zunehmend misshandelt - aber Thiel kann nicht eingreifen, weil er Lenes körperlicher Anziehung völlig verfallen ist.
Die Nachbarn versuchen vergeblich, Thiel auf Tobias' Leiden aufmerksam zu machen. Er will die Hinweise nicht verstehen, weil sein fragiler Lebensentwurf sonst zusammenbrechen würde.
Psychologie verstehen: Thiels Verhalten zeigt klassische Verdrängungsmechanismen - er sieht nur, was er sehen will.