"Emilia Galotti" ist ein bedeutendes bürgerliches Trauerspiel von Gotthold Ephraim Lessing aus dem Erscheinungsjahr 1772. Das Drama spielt in der italienischen Residenzstadt Guastalla und thematisiert den Konflikt zwischen bürgerlichen Tugendvorstellungen und aristokratischer Willkür.
Die Handlung dreht sich um die Titelfigur Emilia Galotti, eine junge Bürgerstochter, die zwischen ihrer Pflicht und ihren Gefühlen hin- und hergerissen ist. Der Prinz von Guastalla, der etwa 21 Jahre alt ist, begehrt Emilia und versucht durch Intrigen, ihre geplante Hochzeit mit dem Grafen Appiani zu verhindern. Die Themen des Stücks umfassen Macht, Moral, Ehre und die Spannung zwischen Bürgertum und Adel. In der Zusammenfassung zeigt sich, wie der Konflikt eskaliert: Der Prinz lässt Emilia entführen, was zu einer Tragödie führt, die in Emilias Tod durch die Hand ihres eigenen Vaters gipfelt.
Die Szenenanalyse offenbart die geschickte dramaturgische Struktur des Werkes, das in fünf Aufzügen aufgebaut ist. Besonders bedeutsam sind die Szenen 2.4 und 5.8, die zentrale Wendepunkte der Handlung markieren. Die Charakterisierung der Hauptfiguren zeigt die komplexe psychologische Tiefe: Emilia als tugendhafte Bürgerstochter, der Prinz als machthungriger Herrscher, und Odoardo Galotti als strenger, ehrenhafter Vater. Als Gattung vereint das Werk Elemente des bürgerlichen Trauerspiels mit klassizistischen Prinzipien und gilt als Musterbeispiel der Aufklärungsliteratur.