Soziogramm und Handlung von Emilia Galotti
Das Soziogramm zeigt dir auf einen Blick, wer gegen wen intrigiert und wer mit wem verbündet ist. Prinz Hettore Gonzaga steht im Zentrum der Macht und begehrt die bürgerliche Emilia Galotti. Sein Kammerherr Marinelli orchestriert die ganze Intrige, um seinem Herrn Emilia zu verschaffen.
Die Handlung ist brutal einfach: Emilia ist mit Graf Appiani verlobt, aber der Prinz will sie haben. Also lässt er den Bräutigam ermorden und entführt Emilia. Am Ende bittet sie ihren Vater Odoardo, sie zu töten, um ihre Ehre zu bewahren - was er auch tut.
Die Charaktere teilen sich klar in Adelige und Bürgerliche auf. Während die Adeligen (Prinz, Marinelli) skrupellos ihre Macht ausnutzen, sind die Bürgerlichen (Familie Galotti) ihnen hilflos ausgeliefert. Besonders krass: Fast alle wichtigen Figuren sterben im Laufe des Dramas.
Merktipp: Die Gräfin Orsina ist der Schlüssel zum Finale - sie gibt Odoardo den Dolch und enthüllt die Wahrheit über den Prinzen!
Lessing und die Aufklärung
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781) war einer der wichtigsten Dramatiker der Aufklärung. Mit "Emilia Galotti" (1772) kritisierte er scharf die Willkürherrschaft des Adels. Das Drama zeigt, wie Vernunft und Moral gegen pure Machtgier verlieren.
Die Aufklärung im 18. Jahrhundert forderte den "Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit" (Kant, 1784). Ironisch ist: Emilia schafft es nicht, sich aus ihrer Unmündigkeit zu befreien. Sie bleibt bis zum Schluss abhängig von den Entscheidungen anderer - erst des Prinzen, dann ihres Vaters.
Lessing nutzt das bürgerliche Trauerspiel als neue Dramenform, um gesellschaftliche Missstände anzuprangern. Anders als in klassischen Tragödien sterben hier nicht Könige und Helden, sondern normale Bürger - was das Publikum viel direkter betrifft.