Die Vaterbeziehung und berufliche Laufbahn
Die Beziehung zu seinem Vater war für Kafka lebensbestimmend und wurde zum zentralen Motiv in seinen Werken. Die Gegensätze zwischen beiden könnten kaum größer sein: Kafka selbst war scheu, feinfühlig und nachdenklich, während sein Vater als grob, polternd und selbstgerecht beschrieben wird. Diese Spannung verarbeitete Kafka in seinem berühmten "Brief an den Vater" und in seinen Werken, in denen Vaterfiguren oft als mächtig und ungerecht dargestellt werden.
Beruflich schlug Kafka einen Weg ein, der ihn nicht erfüllte. Als gelernter Jurist arbeitete er bei einer Versicherung und wurde dort mehrmals befördert – vom Konzipisten (1910) bis zum Obersekretär (1922). Über seinen Job äußerte er sich selbst abschätzig: "Mein Dienst ist lächerlich und kläglich leicht ... ich weiß nicht wofür ich das Geld bekomme."
Im elterlichen Geschäft zeigte Kafka kein Interesse an aktiver Mitarbeit, obwohl er stiller Teilhaber war. Im Gegensatz zu seinem Vater pflegte er einen respektvollen Umgang mit Arbeitern. Während des Ersten Weltkrieges wurde er von der Versicherungsanstalt verpflichtet, sich um die Rehabilitation und berufliche Umschulung von Schwerverwundeten zu kümmern.
Tipp für die Prüfung: Der Konflikt zwischen Kafka und seinem Vater ist ein Schlüssel zum Verständnis seiner Werke wie "Die Verwandlung" oder "Das Urteil", in denen väterliche Autoritätsfiguren eine zentrale Rolle spielen!