Grundlegende Informationen und Handlung
"Heimsuchung" ist ein 2008 erschienener Roman der deutschen Autorin Jenny Erpenbeck. Was dieses Werk besonders macht, ist seine ungewöhnliche Perspektive: Nicht die Menschen, sondern das Grundstück und das Haus am brandenburgischen See stehen im Mittelpunkt der Erzählung.
Der Roman folgt den verschiedenen Bewohnern durch die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts – von der Großbäuerin über jüdische Eigentümer bis hin zu DDR-Funktionären und Nachwendecharakteren. Die Vergänglichkeit menschlicher Existenzen kontrastiert dabei mit der Beständigkeit des Ortes selbst.
Die Erzählstruktur ist episodenhaft und nicht linear chronologisch aufgebaut. Jedes Kapitel wird aus der Perspektive einer anderen Figur erzählt, wobei der Gärtner als wiederkehrende Konstante in metaphorisch-poetischen Zwischenkapiteln auftritt. Diese Figur verkörpert die Kontinuität in einer sich stetig wandelnden Welt.
Zu den wichtigsten Figuren zählen der Gärtner als Symbol für Zeit und Natur, die von den Nationalsozialisten enteignete Jüdin, der Architekt, der vom Leid anderer profitiert, ein kinderloses Ehepaar aus der DDR sowie eine Schriftstellerin der Nachwendezeit mit möglicherweise autobiografischen Zügen.
Aha-Moment: Das Grundstück selbst wird zum eigentlichen "Protagonisten" des Romans – ein literarischer Kniff, der erlaubt, die gebrochene deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts an einem konkreten Ort zu verdichten.