Gustls Charakter - Ein Spiegel seiner Zeit
Gustl verkörpert den typischen autoritären Charakter der Jahrhundertwende. Seine Identität definiert sich vollständig über das Militär - "Leutnant" ist wichtiger als "Gustl". Er gehorcht militärischen Regeln, weil sie ihm Sicherheit geben und Aufstiegschancen versprechen.
Seine Persönlichkeitsdefizite zeigen sich deutlich: Sexismus (Frauen sind für ihn nur Lustobjekte), Antisemitismus (Juden sieht er als Konkurrenten) und Verachtung für die Zivilbevölkerung. Diese Vorurteile dienen als Projektionsmechanismen - er bekämpft seine eigenen Ängste, indem er andere abwertet.
Gustl ist ein defizitärer Charakter ohne eigene Persönlichkeit. Er braucht die militärische Hierarchie, um zu wissen, wer er ist. Seine Spielsucht und Geldnot zeigen seine Unreife, ebenso wie sein oberflächliches Verhältnis zu Frauen und seine kulturelle Bildungslosigkeit.
Gleichzeitig kann er harmlos und sympathisch wirken - ein typisches Produkt seiner Zeit, das zeigt, wie gesellschaftliche Strukturen Charaktere formen können.
Versteh das: Gustl ist keine Einzelfigur, sondern repräsentiert ein ganzes gesellschaftliches Milieu der österreichisch-ungarischen Monarchie.