Fazit: Mehr als nur Eifersucht
Ernis Interpretation als "reines Eifersuchtsdrama" greift definitiv zu kurz. Klar, die Eifersucht ist der direkte Auslöser für den Mord an Marie, aber sie ist nur die Spitze des Eisbergs. Büchners Drama funktioniert als komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren.
Woyzecks sozialer Status, seine Rolle als Versuchsobjekt und die ständige Demütigung schaffen erst die Grundlage für seine psychische Instabilität. Die Eifersucht wirkt dann wie der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Ohne diese Vorgeschichte wäre Woyzecks Reaktion nicht nachvollziehbar.
Büchner verfolgt mit seinem Drama einen viel tieferen Zweck: Er übt scharfe Kritik an der Gesellschaft seiner Zeit, an den Wissenschaftlern mit ihren fragwürdigen Experimenten und an einem System, das Menschen wie Woyzeck ausbeutet und zerstört.
Das Drama ist also kein "reines" Eifersuchtsdrama, sondern ein vielschichtiges Werk, das gesellschaftskritische und psychologische Aspekte geschickt miteinander verwebt. Diese Komplexität macht "Woyzeck" zu einem zeitlosen Klassiker, der auch heute noch relevant ist.
Für die Klausur: Vergiss nicht, dass eine gute literarische Erörterung immer mehrere Interpretationsebenen berücksichtigt und diese mit konkreten Textbelegen stützt.