Konzepte der Gerechtigkeit
Gerechtigkeit bezeichnet einen idealen Zustand des sozialen Miteinanders und ein Prinzip, das jedem sein Recht gewährt. Sie ist komplexer als oft gedacht und umfasst verschiedene Dimensionen. Die soziale Gerechtigkeit bildet ein "magisches Viereck" aus Chancen-, Leistungs-, Bedarfs- und Generationengerechtigkeit.
Es gibt unterschiedliche Gerechtigkeitssysteme: "Jedem das Gleiche" verteilt exakt gleich, "Jedem nach seiner Leistung" orientiert sich am Beitrag, "Jedem nach seiner Eignung" an der Qualifikation und "Jedem nach seinen Bedürfnissen" am individuellen Bedarf. Welches System gerecht ist, hängt vom Kontext ab.
Philosophen haben unterschiedliche Auffassungen entwickelt: Platon verstand Gerechtigkeit als harmonische Ordnung der Seele und des Staates. Aristoteles unterteilte sie in austeilende Gerechtigkeit ("jedem das Seine") und ausgleichende Gerechtigkeit, die sowohl freiwillige als auch unfreiwillige Beziehungen regelt.
Denkanregung: John Rawls entwickelte ein faszinierendes Gedankenexperiment: Wie würdest du eine Gesellschaft gestalten, wenn du nicht wüsstest, welche Position du später darin einnehmen wirst? Dieser "Schleier des Nichtwissens" führt laut Rawls zu einem gerechten Gesellschaftsvertrag.
Rawls' Theorie geht davon aus, dass Menschen im "Urzustand" völlig gleich sind und unter dem "Schleier des Nichtwissens" entscheiden. Da niemand weiß, ob er später privilegiert oder benachteiligt sein wird, entstehen Prinzipien, die gleiche Grundfreiheiten garantieren und Ungleichheiten nur zulassen, wenn sie auch den am wenigsten Begünstigten Vorteile bringen.