Sartres Huis Clos und die Rolle der Anderen
In "Huis clos" (Geschlossene Gesellschaft) sperrt Sartre drei verstorbene Personen zusammen in die Hölle. Diese besteht nicht aus Folterinstrumenten, sondern aus der gegenseitigen Beurteilung und dem ständigen Blick der anderen. Die berühmte Schlussfolgerung des Stücks lautet: "Die Hölle, das sind die anderen".
Die drei Hauptfiguren – Garcin (Journalist), Inès (Postangestellte) und Estelle (wohlhabende Frau) – haben alle zu Lebzeiten schwere Schuld auf sich geladen. In der Hölle sind sie nun gezwungen, miteinander zu leben und sich gegenseitig zu beurteilen. Besonders deutlich wird dies in einer Szene, in der Inès für Estelle den fehlenden Spiegel ersetzt – Estelle kann ihr eigenes Bild nicht mehr kontrollieren.
Sartre zeigt durch "Huis clos", wie der Mensch dem Blick und Urteil anderer ausgeliefert ist. Die Charaktere praktizieren, was Sartre "mauvaise foi" (Unaufrichtigkeit) nennt: Sie erschaffen eine Realität, die nicht ihrer wahren Existenz entspricht, und übernehmen keine Verantwortung für ihr Handeln.
💡 Merke dir: Für Sartre ist die Beziehung zu anderen Menschen zwiespältig – wir brauchen sie, um uns selbst vollständig zu sehen, gleichzeitig kann ihr Urteil über uns zur Hölle werden, wenn wir uns davon abhängig machen.