Entwicklungstheorien: Zwei gegensätzliche Erklärungen
Stell dir vor, du müsstest erklären, warum dein Freund schlechte Noten schreibt - liegt's an ihm selbst oder an äußeren Umständen? Genau diese Frage stellen sich auch Wissenschaftler bei der Entwicklung von Ländern.
Die Modernisierungstheorie sagt: Die Bewohner sind selbst schuld an ihrer Unterentwicklung. Länder durchlaufen eine natürliche Entwicklung von traditionellen zu modernen Gesellschaften. Das Problem liegt in endogenen Ursachen - also Faktoren im Land selbst, wie das Festhalten an alten Traditionen, die den Fortschritt blockieren.
Die Dependenztheorie argumentiert genau das Gegenteil: Entwicklungsdefizite entstehen wegen der Industrieländer! Exogene Ursachen wie Kolonialbesetzung haben verhindert, dass sich zum Beispiel afrikanische Kulturen frei entwickeln konnten. Entwicklungsländer hängen noch heute von ausländischen Investoren ab, die ihr Geld jederzeit wieder abziehen können.
Merktipp: Endogen = innen (wie Endoskopie), exogen = außen (wie Exil)
Lösungsansätze der Modernisierungstheorie: Industrieländer als Vorbild nehmen, Wirtschaftswachstum durch Tourismus fördern, Cashcrops statt Foodcrops anbauen (bringt mehr Geld) und Infrastruktur wie Straßen ausbauen. Die Dependenztheorie setzt dagegen auf Befreiung aus der Abhängigkeit von reichen Ländern.
Kritik: Beide Theorien haben einen Totalanspruch, aber die Realität ist komplexer. Der "Trickle-down-Effekt" (Reichtum sickert nach unten durch) funktioniert oft nicht, und manche Länder wie die Schwellenländer haben trotz Abhängigkeiten den Sprung geschafft.