Der Petersburger Blutsonntag 1905
Stell dir vor: Über 100.000 Arbeiter ziehen in ihren besten Kleidern durch St. Petersburg – nicht um zu kämpfen, sondern um höflich um Hilfe zu bitten. Am 9. Januar 1905 wollten sie Zar Nikolaus II. eine Bittschrift überreichen, die eigentlich ganz vernünftige Forderungen enthielt.
Die wirtschaftliche Krise nach dem verlorenen Russisch-Japanischen Krieg hatte die Lage dramatisch verschlechtert. Arbeitslosigkeit stieg, die Landwirtschaft litt, und die Arbeiter verdienten viel zu wenig bei miserablen Bedingungen. Die Menschen forderten deshalb bürgerliche Freiheiten, ein Parlament, den 8-Stunden-Tag und wirtschaftliche Erleichterungen.
Doch statt Verständnis warteten Soldaten vor dem Zarenpalast. Als einige Offiziere wegen der Menschenmenge in Panik gerieten, eskalierte die Situation völlig: Die Soldaten eröffneten das Feuer auf die friedlichen Demonstranten. Das Ergebnis war verheerend – etwa 200 Tote und 1.000 Verletzte.
Wichtig zu wissen: Dieser Tag zerstörte das Vertrauen der russischen Bevölkerung in den Zaren komplett und löste die Revolution von 1905 aus. Landesweite Streiks, die Beteiligung von Intellektuellen und die Gründung der ersten Sowjets folgten – der Autoritätsverlust des Zaren war irreversibel.