Von der Krise zur Oktoberrevolution
Nach der Februarrevolution verschlechterte sich die Lage in Russland weiter. Die provisorische Regierung geriet unter Druck von unten: Bauern zerstörten Gutsbesitze, Arbeiter streikten für den 8-Stunden-Tag und höhere Löhne. Im April 1917 kam es zu Massendemonstrationen für einen sofortigen Friedensschluss, die teilweise blutig niedergeschlagen wurden.
In dieser angespannten Situation kehrte Lenin aus dem Exil zurück und veröffentlichte seine "Aprilthesen", die einen radikalen Kurswechsel forderten. Die Bolschewiki entwickelten sich zum Sprachrohr der städtischen Massen. Während die Julikrise zunächst Ministerpräsident Kerenski stärkte und Lenin zur Flucht nach Finnland zwang, bereiteten die Bolschewiki im Hintergrund die nächste Revolution vor.
Der Herbst 1917 brachte eine weitere Zuspitzung: Hungerunruhen, Bauernaufstände und militärische Niederlagen schwächten die Regierung Kerenski. In der Nacht zum 26. Oktober (7. November nach gregorianischem Kalender) stürmten die von Trotzki gebildeten Roten Garden das Winterpalais und verhafteten die Regierungsmitglieder. Kerenski flüchtete aus der Stadt.
Die Oktoberrevolution verlief überraschend unblutig – es gab kaum Tote und keine Massendemonstrationen. Noch am Abend des 26. Oktober trat der Petrograder Sowjet zusammen, und Lenin verkündete seine ersten beiden grundlegenden Dekrete: das Dekret über den Frieden und das Dekret über Grund und Boden.
🔑 Die Oktoberrevolution unterschied sich fundamental von der Februarrevolution: Während die Februar-Ereignisse spontan entstanden, war der Oktoberumsturz ein sorgfältig geplanter Putsch der Bolschewiki unter Lenins Führung.
Bei den Novemberwahlen erhielten die rechten Sozialrevolutionäre mit 40,4% der Stimmen die Mehrheit, während die Bolschewiki nur 24% erreichten. Als Reaktion darauf löste Lenin im Januar 1918 die gewählte Konstituierende Versammlung auf und festigte die Macht der Bolschewiki.